MSF prangern Zustände in Flüchtlingslagern an

Seit dem Sturz von Muammar al-Gaddafi herrscht in Libyen Chaos. Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen beklagt die Situation im nordafrikanischen Bürgerkriegsland, genauer gesagt die Umstände in den Internierungslagern der Hauptstadt Triolpis.

 

Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen haben Freiwillige der Hilfsorganisation in den ersten drei Monaten des Jahres 2017 mehr als 4.000 medizinische Untersuchungen in sieben verschiedenen Internierungslagern durchgeführt, die unter Kontrolle der Abteilung zur Bekämpfung illegaler Migration (DCIM) in Tripolis stehen.

 

In den Berichten der Organisation ist von verheerenden und entwürdigenden Zuständen für Schutzsuchende in den Lagern die Rede. Unter anderem mussten Dutzende Erwachsene wegen der Folgen von Mangelernährung behandelt werden, so Florian Westphal, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Deutschland. Die Zustände in den Lagern entsprechen »keinerlei nationalen, regionalen oder internationalen Standards«, heißt es weiter.

 

Neben der Mangelernährung, wie man sie sonst nur von außergewöhnlichen Hungerkrisen kennt, seien die infolge fehlender Rechtsstaatlichkeit »willkürlich festgehaltenen« Menschen teilweise auf zu kleinem Raum inhaftiert. Dies führe zu Infektionen wie Krätze oder Windpocken und einer leichteren Übertragung weiterer Krankheiten.

 

Außerdem schwankt die Zahl der Inhaftierten stark. Von einem Tag auf den anderen tauchen weitere Menschen auf, Bootsflüchtlinge oder bei nächtlichen Razzien Festgenommene. Andere würden über Nacht plötzlich entlassen oder verlegt. Die Mitarbeiter der Organisation hätten in den ersten drei Monaten des Jahres aber durchgehend überfüllte Zellen gesehen.

 

Nicht in allen Lagern durchgehend Zugang zu Toiletten

Weitere Probleme bereite den Inhaftierten ihre ungewisse Situation, worunter auch die psychische Gesundheit leide. Viele hätten Suizidgedanken, Schlafstörungen, Panikattacken, Depressionen, leiden unter extremer Wachsamkeit oder Angstzuständen. Ärzte ohne Grenzen musste in den Lagern auch so genannte Betroffene mit Gewaltverletzungen, wie Platzwunden, behandeln. »Viele Krankenhäuser wollen keine Inhaftierten aufnehmen«, so die Hilfsorganisation weiter.

 

Um hygienischen Problemen und Krankheiten vorzubeugen, hätten die Teams der Organisation in mehreren Lagern Wassertanks, Leitungen und Wasserhähne installiert, um die Wasserqualität zu verbessern und ungehinderten Zugang zu fließendem Wasser sicherzustellen.

 

Allerdings müsste man die Versorgungssysteme regelmäßig selbst warten und prüfen, was infolge häufiger Fälle von Wassermangel und zahlreichen Stromausfällen in der Hauptstadt schwer sei. Nicht in allen Lagern besteht zudem durchgehender Zugang zu Toiletten.

 

Mediziner in ihrem Spielraum stark eingeschränkt

Insgesamt müsse die Organisation in einer »stark militarisierten Umgebung« arbeiten, außerdem werden der Alltag und die Patienten dauernd überwacht. Zudem können die Ärzte die Patienten nach eigenen Angaben nicht immer frei untersuchen und beurteilen, wer dringend medizinische Hilfe benötigt.

 

Die Hilfsorganisation spricht sich unter dem Eindruck der desolaten Verhältnisse für die Betroffenen gegen die »willkürliche unbefristete Inhaftierung von Migranten, Flüchtenden und Asylsuchenden in Libyen« aus und fordert EU-Politiker sowie die Bundesregierung dazu auf, jegliche Pläne zu verwerfen, die eine »Rückführung von aus Seenot Geretteten nach Libyen vorsehen«.

 

 

Mein Beitrag erschein bei RT Deutsch.

 

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