Die Denunzianten-Plattform »Psiram« praktiziert selbst, was sie der Gegenseite vorwirft: Desinformation und eine unsaubere Arbeitsweise.
Wer lieber über andere herzieht, als etwas Konstruktives beizutragen, der ist auf einer »Watch«-Plattform gut aufgehoben. Dort kann er nach Lust und Laune Negativität und Denunziantentum austoben und dabei sogar anonym auftreten. Das »Wächteramt« erlaubt es ihm, vom Turm aus auf andere herabzusehen und dabei selbst im Schatten zu bleiben. So auch bei Eso-Watch, das heute Psiram heißt. So richtig bekannt oder gar beliebt ist die Seite ja nicht. Nicht im Mainstream und abseits davon noch viel weniger. Aber um Beliebtheit geht es genauso wenig wie um Aufklärung. Die Plattform ist selbst Ausdruck »irrationaler Überzeugungssysteme«, genau dessen also, was sie ihren Gegnern vorwirft. Flo Osrainik, Autor des Spiegel-Bestsellers »Das Corona-Dossier«, wurde Opfer eines eigenen Eintrags und nimmt Psiram hier genauer unter die Lupe. Denn wer wacht über die Wächter?
Kennen Sie Psiram? Nein? Sie haben nichts verpasst. Warum? Das erklärt Ihnen Psiram am besten selbst:
Spieglein, Spieglein an der Wand …
Psiram — früher EsoWatch — versorgt Sie nämlich »mit dem notwendigen Realismus zu den Themen Esoterik, Religion, Gesundheit« und »präsentiert falsche Prediger, Ideologen, Scharlatane und Betrüger«. Dafür nimmt Psiram »Themen aus der Esoterik, den Grenzwissenschaften und der alternativen Medizin« auf und berichtet »darüber aus kritischer, aufgeklärter Sicht«. Oder was man dafür hält. Psiram versteht sich als »kritischer Verbraucherschutz vor scheinheiligen, nutzlosen und wirkungslosen Produkten, Therapien und Ideologien«.
Allerdings hätte das auch »zwangsläufig zur Folge, dass viele Dinge, Namen und Methoden der Quacksalberei, Täuschung und Scharlatanerie konkret und ungeschönt benannt werden. Das ist Betroffenen nicht immer recht, ganz im Gegenteil. Darum agiert Psiram anonym, um die Autoren vor Belästigungen und Schlimmerem zu schützen. So haben wir bereits erleben müssen, dass Kritiker der Germanischen Neuen Medizin von jungen Männern in schwarzen Stiefeln und mit Glatzen belästigt werden. Es ist uns klar, dass Anonymität erstmal der Glaubwürdigkeit nicht dienlich ist. Aber sie sollen uns ja nicht glauben.« Denn: »Sie sollen sich ein eigenes Urteil bilden«, was in Corona-Zeiten albern klingt und viele gar nicht wollen (1, 2, 3).
Nun gut. Die Gemeinde ist um sich und ihren (privaten) Ruf besorgt. Die als »Ideologen, Scharlatane und Betrüger« Angekündigten oder Verleumdeten sind den Verleumdern ganz egal. Oder so ziemlich egal. Und natürlich möchte auch ich nicht ungefragt besucht, belästigt oder spontan zum Wettlauf und Kung Fu herausgefordert werden. Auch nicht zu Ad-hoc-Diskussionen. Wer will das schon?
Die Schleuder, eine antike Fernwaffe
Das auf Psiram — noch immer — nicht mit einem Eintrag versehene Online-Magazin Telepolis schrieb schon im Jahr 2012, dass Psiram »verfügbare Kritik an Alternativmedizin, etwa der Homöopathie« sammelt.
»Das Online-Portal hat sich der Aufklärung über alternative Heilverfahren verschrieben und sich dabei den Zorn all derjenigen zugezogen, die entsprechende Produkte und Dienstleistungen vertreiben oder einfach von ihnen überzeugt sind.«
Außerdem, so die ominöse »Pressestelle von Psiram«, da man auch »Rechtsextreme und ihre Verbündeten« ärgert, gibt es kein Impressum. Bei Themen wie der »Neuen Germanischen Medizin« und dem »Fürstentum Germania« kämen etwa »esoterisches und rechtsextremes Gedankengut zusammen, und auch die Gegner kommen gleich aus mehreren Lagern. Viel Feinde, viel Ehr?«, fragte Telepolis damals (4).
Die Verleumdeten klingen da etwas anders. Von einem »Rufmordinstrument ohne Impressum«, von krimineller Missachtung der Gesetze und Hass, von einer »ominösen Internetseite«, einem »Denunziations-Netzwerk«, einem »Internetpranger« oder »Rufmordportal« und sogar von »Cybermobbing bis zum Suizid« ist zu lesen. Dabei wäre die Vorgehensweise recht einfach: »Es werden möglichst viele negativ auslegbare Fakten über eine Person gesammelt, ob der Wahrheitsgehalt von im Internet stehenden Aussagen stimmt, wird dabei nicht im Ansatz geprüft, und alles, was das Ansehen der kritisierten Person erhöht, weggelassen.«
Wo sich dann kein ausreichendes »Belastungsmaterial« finden lässt, käme »das Kontaktschuld-Prinzip zum Einsatz«.
»Natürlich könnten die Macher von Psiram auch aus der anonymen Deckung hervorkriechen, hier müssten sie sich jedoch Straf- und zivilprozessualen Verfahren stellen, wofür den Autoren ganz offensichtlich der Mut und das Geld fehlt« (5, 6, 7, 8, 9).
Inhaltlich flexibel, …
In der Programmauswahl hat sich Psiram, das »Wiki der irrationalen Überzeugungssysteme«, in den letzten Jahren ein wenig ausgedehnt. Um weiter ausholen zu können. Neben der sogenannten »Beutelschneiderei«, den »Pseudowissenschaften« und »pseudowissenschaftlichen Heilmethoden«, gibt es nämlich auch die sogenannten »Glaubenssysteme«. Und spätestens hier wird klar, was die Psiramsekte unter und von Aufklärung versteht: Rein gar nichts. Oder eben Propaganda und die tabulose Verbreitung oder Vorwärtsverteidigung von Dogmen.
Hier findet man zwischen »Esoterik« und dem (Kirchenstaat) »Fürstentum Germania«, die bei aufklärungsresistenten Dogmatikern mit abgeschlossenem (Gut-Böse-)Weltbild so beliebten »Verschwörungstheorien, zum Beispiel über den 11. September 2001« oder »NEU: Verschwörungstheorien zum Coronavirus SARS-2 CoV-2: COVID-19-Pandemie«. Und wenn sie sich die Zunge gerade nicht verknotet haben unter den pseudowissenschaftlichen Heilmethoden, gibt es noch etwas über »unwirksame Therapiemethoden gegen das Coronavirus SARS-CoV-2« zu lesen. Das alles »laufend aktualisiert« (10).
Nun ist ja nicht ganz klar, ob es sich bei Psiram um ferngesteuerte Hofberichterstatter, unterfinanzierte Pharmalobbyisten oder doch bloß um gewöhnlich maskierte Feierabendverleumder handelt.
Einen hohen Bogen der Themenwillkür spannt die Gemeinde trotzdem. Dass Corona-Verschwörungstheorien mit der fortlaufenden Maskerade und Zensur, der schon direkten oder indirekten Impflicht — Bayerns Autokrat Söder im Original: »Ohne Impfen keine Freiheit« —, Gesundheitspässen, Nachweispflichten und einer neuen Impfapartheid — wie jetzt auch in Frankreich oder Griechenland bestimmt — in immer kürzeren Abständen zu Verschwörungspraktiken werden, verdrängt die Gemeinde genauso erfolgreich wie die dazu gehörenden Lügen der Politiker, nicht eingetretene flächendeckende Krankenhausüberlastungen — trotz Bettenabbau — und Übersterblichkeit oder die von Studien — etwa der LMU München, „kein unmittelbarer Zusammenhang“ — und der Praxis — Florida, Texas, Schweden und so weiter — belegten und so gut wie belanglosen — vielmehr destruktiven — Auswirkungen (deshalb ja auch die ständigen Lockdown-Verlängerungen) vieler Maßnahmen auf die Corona-Zahlen der ohnehin fragwürdigen PCR-Testungen.
Von zahlreichen Verschwörungen der jüngeren Geschichte — Massenvernichtungswaffen, Brutkastenlüge, Totalüberwachung, Khashoggi, Türkei-Putsch 2016 und so weiter — einmal mehr ganz abgesehen. Lügen (der allgemeine Mitteilungsdrang auf Twitter belegt es in vielen Fällen auch noch), ob von Emmanuel Marcon in Frankreich, Michael Kretschmer in Sachsen oder von anderen: (11) (12) (13).
Kretschmer, Sachsens Ministerpräsident, am 5. Mai 2020:
»Niemand wird in Deutschland gegen seinen Willen geimpft. Auch die Behauptung, dass diejenigen, die sich nicht impfen lassen, ihre Grundrechte verlieren, ist absurd und bösartig. Lassen Sie uns Falschnachrichten und Verschwörungstheorien gemeinsam entgegentreten«.
Kretschmer dann vor Kurzem:
»Lassen Sie es mich so formulieren: Impfen ist Nächstenliebe. Es geht nicht nur um uns selbst, sondern es geht um uns alle. Wir werden im Herbst erleben, dass die Zahlen steigen. Und dann ist klar, dass diejenigen, die genesen sind, die getestet sind oder die geimpft sind, weniger Einschränkungen haben werden als die anderen. Das ist auch vollkommen klar.«
Und dazu passend vor wenigen Tagen bei RT auf Deutsch: »Um Restaurants oder Cafés in der russischen Hauptstadt besuchen zu dürfen, ist (bis 19. Juli 2021) das Vorlegen eines QR-Codes Pflicht. Ein Moskauer Lieferservice und ein Tattoo-Shop haben nun ein ganz besonderes Projekt gestartet — und bieten den QR-Code in Form eines Tattoos an« (14, 15, 16). All das nennt man Dystopie.
willkürlich, …
Psiram widmet seine Einträge eben keinem Macron, Kretschmer, Wieler, Drosten, Lauterbach und Spahn, nicht dem Mainstream und auch nicht der »neuen Normalität«, der ganz realen Dystopie. Einem Medium wie RT (Russia Today) dagegen schon. Denn das ist trotz russischer Corona-Hysterie ein von Moskau finanzierter Nachrichtensender.
Ohne dieses ausgedehnte Themensammelsurium, das ja alleine schon zu Brechreiz führen kann, hätte man bei alternativen Medien und Blogs wie den NachDenkSeiten, RT Deutsch, Sputnik News Agency, Rubikon, KenFM, NEOPresse, Epoch Times Deutschland, Zero Hedge, Free21, Neue Rheinische Zeitung, Swiss Policy Research, Deutsche Wirtschafts Nachrichten oder dem Multipolar Magazin sowie von Journalisten, Autoren und Publizisten, Anwälten, Staatsrechtlern, Aktivisten, Künstlern, Politikern und Wissenschaftlern wie Wolfgang Wodarg, Sucharit Bhakdi, Harald Walach, Clemens Arvay, Vandana Shiva, Willy Wimmer, Andreas von Bülow, Roland Tichy, Oliver Janich, Frederick William Engdahl, Jens Wernicke, Anselm Lenz, Michael Ballweg, Markus Fiedler, Hermann Ploppa, Reiner Fuellmich, Ullrich Mies, Daniele Ganser, Mathias Bröckers, Paul Schreyer, Gerald Hüther, Robert Francis Kennedy jr., Dirk Pohlmann, Ken Jebsen, Ernst Wolff, Karl Albrecht Schachtschneider, Beate Bahner, Werner Rügemer, Susan Bonath, Ulrich Heyden, Lisa Fitz, Xavier Naidoo, Kilez More, Jürgen Fliege, Christoph Hörstel, Dirk Müller, der Ständigen Publikumskonferenz, der Gruppe 42, Human Connection, des Vereins der Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie oder des gesamten Außerparlamentarischen Corona Untersuchungsausschusses, der neu gegründeten Partei die Basis und vielen mehr, etwa dem Monsanto-Tribunal oder der Freiwirtschaftslehre, die alle eben auch nur eine eigene, andere oder eben herrschaftskritische Meinung haben oder Aufklärung fordern, nicht wirklich was zum Verleumden gehabt. Wie schrieb Amnesty International noch in Vor-Corona-Zeiten:
Wären »nur Meinungen zulässig, über die ohnehin ein breiter Konsens besteht, so wäre die Meinungsfreiheit überflüssig«.
Wobei: »Eine Grenze der Meinungsfreiheit, über die weltweit der wohl breiteste Konsens besteht, betrifft das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit: Ein Aufruf zum Mord oder zur Gewaltanwendung ist nicht durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Weitere Einschränkungen betreffen Betrug, Verleumdung, Erpressung und den Jugendschutz« (17). So so, Verleumdung also auch.
ziemlich schlampig und etwas privat
Auch mir hat Psiram ja ein paar Absätze gewidmet. Zu meinem Eintrag, der schon beim Namen irreführend beginnt — so wurde ich noch nie genannt — und durchgängig unterschiedlich falsch geschrieben wird, Schlamperei, Fehler, Verdrehungen und Willkür des Portals:
Psiram behauptet doch, dass ich schon »seit 2020 Geschäftsführer« des Rubikon-Verlags (Betriebsgesellschaft mbH) bin, was so nicht stimmt, das bin ich nämlich erst seit diesem Jahr. »Ehemaliger Geschäftsführer war Jens Wernicke«, schreibt Psiram. Im Eintrag zu Wernicke steht aber: »Nach ihm (Wernicke) folgten Sven Böttcher und« dann erst ich. Ja, auf wen folge ich denn nun? Unwichtig. Hauptsache, es wurde Rubikon und Wernicke gesagt. Die mag Psiram eben nicht. Wichtig könnten für die anonymen Schreiber aber auch meine Beteiligungen an diversen »Immobilienunternehmen in München« sein.
Aha, das muss wohl daran liegen, dass ich »als Sohn eines Grazer Bauunternehmers« in München aufgewachsen bin und es sich dabei um Familienunternehmen handelt. Das ist hoffentlich nicht auch schon strafbar, recht uninteressant und irgendwie privat. Mitglied im Vorstand von acTVism, bei den Freischreibern, einem Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten und der Loge »In Treue fest« bin ich — na immerhin das stimmt — ja auch noch.
Und nein, andersrum: Meiner Ausbildung »im Bankenwesen«, nach einem knappen Jahr bei der einst gender- und maskenfreien Bundeswehr folgten Studien in Wirtschaft und Journalismus. Weshalb meine gelegentlichen Studentenjobs als »Fahrradkurier und Barman«, nicht aber der bei Premiere Medien, heute Sky, meiner Vita entnommen wurden? Und, so Psiram, ich war »auch Formel-Ford-Fahrer«, und das in der internationalen deutschen Formel-Ford, was irgendwie auch interessanter als die Studentenjobs sein dürfte (18, 19, 20).
Um Himmels Willen
Doch nun zum Punkt: Corona und das beachtlich inhaltslose Psiram-Kontaktschuld-Prinzip. Oder mein Interview mit Ken Jebsen, zu dem ich hier (21, 22) schon alles gesagt und vorsorglich meine Quellen genannt habe, falls die Behörden, wie im Meinungsfreiheit-Wunderland bei Narrativ-Abweichlern, Dogmen-Brechern und System-Kritikern neuerdings üblich, an die Türen klopfen, um eine weitere Verschwörungstheorie zur Praxis zu machen.
Psiram schreibt:
»Zur Zeit der Coronaviruspandemie engagiert sich Osrainik gegen staatliche Schutzmassnahmen gegen das neue Coronavirus CoV-2. In diesem Zusammenhang verbreitet er die in der Szene der so genannten Querdenken Initiativen geglaubten Verschwörungstheorien, die besagen, dass das vorübergehende pandemiebedingte staatliche Eingreifen alles ‚niederwalze und unterdrücke, was sich totaler Kontrolle nicht freiwillig unterwerfe‘.
Die Erfolge der Schutzmassnahmen vor dem Virus werden bei dieser Gelegenheit nicht wahrgenommen und die Massnahmen selbst seien nach Ansicht des Autors Osrainik nicht dazu eingeführt worden, um die Bevölkerung zu schützen. Stattdessen seien die Massnahmen zur ‚Errichtung eines digitalen Totalitarismus, der als internationaler Faschismus das Licht der Welt erblickt‘, eingeführt worden« (23).
Nun hat Psiram hier nicht nur vom Klappentext meines Buches »Das Corona-Dossier« abgeschrieben, sondern auch alle Kollateralschäden der »Schutzmaßnahmen vor dem Virus« mal eben komplett vergessen. Eben die Verhältnismäßigkeit, die Grundrechte oder die geplante, weil längst belegte Angst- und Impfkampagne, also die globale Propaganda. Oder um es mit Franz Allerberger, Österreichs Pendant zum deutschen Tierarzt und verbeamteten Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, zu sagen: Ohne PCR-Test wäre die neue Pandemie »niemandem wirklich aufgefallen«. Folgt für Allerberger nun auch noch eine Psiram-Widmung (24)?
Was man für Dreck hält
Und? Haben Sie das Beste überlesen? Na dann noch mal: »Das vorübergehende pandemiebedingte staatliche Eingreifen«. Nun tut Psiram, was man am besten kann: Unterstellen. Andernfalls hat Psiram ganz vergessen, ein zumindest ungefähres Datum für den Ablauf der vorübergehenden Eingriffe anzugeben. Denn von »vorübergehend« ist nach eineinhalb Jahren mit noch immer durchplakatierten und verordneten Maskenzwängen, Abständen, Testungen, Trennwänden und -boxen, Grundrechtseinschränkungen wie Versammlungsverboten selbst kleiner Gruppen, Zensur oder Bewegungsschikanen, einem Generalverdacht gegen alle und besonders gesunde Menschen, Impfweltrekordkampagne und Impfdruck auch auf Kinder, einem ab- und zugesperrten Nachtleben, einer nachweispflichtigen Eintrittsunkultur zur Teilhabe am gesellschaftlichen Restleben und Neo-Apartheid nichts zu spüren.
Vorübergehend gilt außerdem nur unter Vorbehalt. Also wenn die digitale Überwachung und Durchimpfung den meisten Menschen erfolgreich eingehämmert oder aufgezwungen und die nächste Verschwörungstheorie zur großen Freude von Big Pharma, der Oligarchen und Autokraten Praxis wurde. Nein, ist.
Abgesehen von der Dystopie drumherum klingt mein Eintrag aber gar nicht so schlimm. Oder? Stimmen tut er trotzdem nicht, da ich mich nicht »gegen staatliche Schutzmaßnahmen« an sich, aber mit aller Kraft für Grund- und Menschenrechte, eine von Dogmen befreite Aufklärung — sonst wäre es ja keine Aufklärung — und für eine ehrlich gerechte, selbstbestimmte und solidarische Gesellschaft einsetze. Das schreibt Psiram bloß nicht. Wegen dem dann anderen Klang und Kontext. Und natürlich, ich kann schon gar nicht anders, als mich gegen die offensichtliche Heuchelei, die nur die Fernsehgesteuerten, Selbstgerechten und Opportunisten so elegant und rigoros zu unterdrücken vermögen, zu engagieren, wobei ich mich verbal regelmäßig übergeben möchte. Halt: muss.
Es drängt sich bei mir ja auch die Frage auf, wie Psiram das Fehlen nur annähernd so radikal und gut gemeinter Schutzmaßnahmen gegen Tausende von Hungertoten jeden Tag erklärt?
Oder gegen das Verseuchen, Abgraben und Privatisieren von Trinkwasser, Luft und Boden für gesundes Leben? Gegen Rüstung, Hetze oder Kriegstreiberei von Nadelstreifenpsychopathen? Gegen Bomben, Kanonen und Drohnen zum Schutz der davor fliehenden, absaufenden und eingesperrten Hau-immer-feste-drauf-Migranten? Gegen sämtliche andere vermeidbare Krankheiten und Krankheitserreger, die durch die Lüfte fliegen und schon immer flogen? Gegen die vielen Luft- und Lungenverschmutzer, maskierte Kettenraucher inbegriffen?
Gegen moderne Sklavenhaltung etwa zum Bau von Mega-Brot-und-Spiele-Arenen für die Belustigungs-, Belästigungs- und Ablenkungsmaschinerie? Gegen Altersarmut oder Armutsrenten? Gegen den Abbau, die Zerschlagung und Profitorientierung von Krankenhäusern, ob in Deutschland, Frankreich oder sonst wo in der seit 2020 um alle doch nur so besorgten Gesundheitswelt der Zwei-Klassen oder Ohne-Moos-Nix-los-Medizin? Das kann alles wie das Leben auch irgendwann zum verfrühten Sterben führen. Verlangt hier jemand also einen Zucker-, Verdummungs- oder Rüstungs-Lockdown?
Stellen und setzen sich die Besorgten der Medien und Politik, der Durchschnittsbürger von Timbuktu bis Buxtehude dafür auch maskiert in meterlangen Sicherheitsabständen im öffentlichen und privaten Raum gehorsam zu einander auf, hin oder testen, registrieren, blockieren und sperren sich gegenseitig ein, auf und ab oder verbieten sämtliche Artikel (1, 2, 5, 6, 8, 11, 13, 19 oder 20) des Grundgesetzes, damit die Grundrechte ab sofort nur noch zur Sicherheit für selbst ernannte Eliten im Privaten und auf Gipfeln gelten dürfen?
Und wenn nein, was ist das, wenn nicht die Mutter der Heuchelei? Aber für Stellungnahmen ist die Pressestelle von Psiram nicht zu haben.
Bis zum bitteren Ende
Ob es sich denn etwa auch bei folgendem, neulich im Deutschen Bundestag beschlossenen Artikel zur »Einschränkung von Grundrechten« auch nur um Schutzmaßnahmen oder doch eher um Niederwalzen und Unterdrücken handelt, kann jeder mit sich selbst ausmachen:
»Durch Artikel 9 werden die Grundrechte der körperlichen Unversehrtheit (Artikel 2 Absatz 2 Satz 1 des Grundgesetzes), der Freiheit der Person (Artikel 2 Absatz 2 Satz 2 des Grundgesetzes), der Freizügigkeit (Artikel 11 Absatz 1 des Grundgesetzes) und der Unverletzlichkeit der Wohnung (Artikel 13 Absatz 1 des Grundgesetzes) eingeschränkt.«
Allerdings hat die von Google, Facebook, der Open Society Foundation, des Omidyar Netzwerks, der Rudolf Augstein Stiftung, der Bundeszentrale für politische Bildung, der Medienanstalt sowie Staatskanzlei von Nordrhein-Westfalen, der Deutschen Telekom und anderer Stiftungen unterstützte Faktenchecker-Zentrale correctiv dazu rasch klargestellt: Das alles gilt nicht erst seit dem 24. Juni 2021, sondern kann »bereits seit der Dritten Novelle im November 2020 im Infektionsschutzgesetz (Paragraf 28) eingeschränkt werden«. Aha. Na halb so schlimm, weil das schon länger möglich, wir bloß mal vorübergehend grundrechtsfrei gestellt und alles bald wieder rückgängig gemacht ist (25, 26)?
Ja, vielen Dank auch. Nun bin ich eben, anders als von Psiram behauptet, bis heute kein »Autor des russischen Staatssenders RT DE«.
Ich bin, wie könnte es anders sein, freier Journalist und Autor und muss oder möchte solchen Mist nicht auf Bestellung, wegen Verblendung oder Verblödung — wie bei correctiv oder Psriam der Fall und hier gerade belegt — abliefern.
Und auch das mir am Ende zugeschobene Zitat — »Einschüchterung und Shitstorm sind gängige Druckmittel, um nicht Nato-konforme Meinungen im Keim zu zerdrücken. Zudem wird die ‚Wahrheit‘ neu definiert von intransparenten Instanzen wie Wikipedia oder Psiram« — mag zwar durchaus stimmen, stammt aber schlicht und einfach nicht von mir, sondern vom Autor und Politologen Hermann Ploppa. Das hier dafür schon: »Das Virus ist ein unsichtbarer Feind und jeder gesunde Mensch ist eine potenzielle Gefahr. Viel besser kann man es sich gar nicht zurechtlegen, um machen zu können, was man will.«. Doch wie schreibt Psiram zur Abwechslung ganz frei und zwar von Ironie: »Aber sie sollen uns ja nicht glauben.« Na dann Halleluja.
Mein Beitrag erschien bei Manova und Laufpass.
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