Freiheit in Ostafrika

Sansibar ist wie die Station einer Zeitreise. Jedenfalls wenn man aus Mitteleuropa kommt, zwei Jahre Corona-Regime hinter sich hat und dazu genötigt wurde, eine halbe Flugewigkeit wegen der autokratischen Maskenpflicht der Airlines auf das natürliche Menschenrecht freier Atmung zu verzichten, womit sich eine Fluglinie wie Qatar Airways auch noch rühmt.

 

Auf der Insel und auf dem tansanischen Festland gibt es nämlich weder Corona-Wahn(sinn) noch Anzeichen der schwer im Trend liegenden Pandemie- und Kriegsheuchelei. Es gibt auch keinen Hass auf Ungeimpfte oder (Bela-)Russen, keine Masken, Abstände, Test- oder Impfstationen, keine Einlasskontrollen, keine Neo-Apartheid, keine Panik- oder Angstkampagnen und vor allem keinen Karl Lauterbach oder unter einer Psychose leidende Bürger in Gestalt von strammen Untertanen. Eben kein Regime, das meint, den Menschen vorschreiben zu müssen, für und gegen wen man zu sein hat und wovor man sich wie sehr zu fürchten hat, um selbstbestimmte Freigeister, informierte Kritiker oder einfach alle außerhalb des schmalen Mainstreammeinungskorridors zu sanktionieren, zu drangsalieren, auszusperren oder vor Gericht und in (Quarantäne-)Haft zu zerren. Dafür gibt es auf Sansibar jede Menge Sonne, Palmen, hartnäckige Armbändchenverkäufer mit herzzerreißenden Verkaufsgeschichten in den Gassen von Stonetown und vor allem lebensfrohe Menschen aus der Region und aus der ganzen Welt. Menschen wie Christoph »Chris« Gillhofer.

 

Es heißt, entweder kommt man nur einmal nach Afrika oder eben immer wieder. Für den jungen Österreicher galt Letzteres. Oder war Tansania mit dem Spruch gemeint? (1)

 

Egal. Wir sitzen auf einem schwarzen Sofa in der Lobby seines kleinen Sieben-Zimmer-Hotels auf Sansibar, der Power-Villa in Paje im Osten der Insel. Dort, wo die Gezeiten an der ewig weißen Sandstrandmeile, die mit abnehmendem Sonnenstand nachmittags in eine endlose Fußballarena, Fußgängerzone und Oase des Lebens und der Lebensfreude verwandelt wird, genauso wenig zu übersehen sind wie die vielen Kitesurfer und Massai. Und die Massai, ob Kinder oder etwas älter, ob echte oder Fake-Massai, spielen mit ihren roten Tüchern und Macheten auf. Ich auch, was mich, so ad hoc eingesprungen, ganz schön pumpen lässt. Zumindest bin ich auf dem Spielfeld in keine der kleinen Minen aus Steinen, Muscheln oder Hölzern getreten.

 

Und vielleicht geht das ja jeden Abend, das ganze Jahr und den ganzen Strand vor seinen schattenspendenden Palmen und tropischen Strohdachhütten vom nördlichen bis zum südlichen Ende der Insel so weiter. Eine paradiesische Vorstellung, die Chris mit seinen Erzählungen über die Tansanier verstärkt und den weniger idyllischen Müll in den Dorfgassen nebenan vergessen lässt. Er spricht von der Insel, den Menschen, Corona in Tansania und wie es dazu kam, dass wir heute an irgendeinem Tag im März des dritten Jahres nach Corona — laudetur BioNTech, AstraZeneca et Moderna — in seinem Gästehaus sitzen, das er erst seit ein paar Monaten mit zwei Freunden aus Österreich betreibt.

 

Strandfußball auf Sansibar im März 2022
Strandfußball auf Sansibar im März 2022

 

Rund fünf Jahre ist es her, dass der 30-Jährige aus Graz und Umgebung zum ersten Mal einen Fuß auf tansanischen Boden setzte. Damals als Backpacker, um Urlaub von seinem Job als Lehrer und Fußballer zu machen. Und kaum hier, traf er auf sie, die Tansanierin Willice. Boom: »Wir haben uns getroffen, und es hat gefunkt.« Christoph hatte an der Karl-Franzens-Universität in Graz Sport, Psychologie und Philosophie auf Lehramt studiert, eine Ausbildung zum Yogalehrer gemacht, drei Jahre als Lehrer gearbeitet und zuletzt beim TuS Bad Gleichenberg in der dritten österreichischen Liga gespielt. Tansania, das Coronaregime und natürlich Willice brachten ihn dann dazu, das alles hinter sich zu lassen. Aber auch die starren Strukturen (2).

 

Chris Gillhofer, Foto: »The Power Foundation«
Chris Gillhofer, Foto: »The Power Foundation«

 

»Ich habe immer schon das Herz gehabt, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten.«

Er hätte gemerkt, dass er im System Schule an die Grenzen kommt. »Die Strukturen sind zu starr. Mir ist es immer darum gegangen, den Kindern mehr für das Leben mitzugeben. Wie lebt man gesund? Wie lebt und wird man glücklich? Was läuft in meinem System ab? Wie halte ich diesen Körper und Geist gesund? Ich habe versucht, das als Lehrer weiterzugeben, damit die Kinder gesund, glücklich, friedlich und zufrieden mit sich selber sind.« Jedenfalls war er in der Zwischenzeit immer wieder in Afrika. Nicht nur wegen Tansania — wegen Willice.

 

Die Stressfreiheit, die Lockerheit und Sorgenfreiheit haben ihn begeistert. »Ich habe gemerkt, dass die Menschen das leben, was ich auf der Yogamatte mache. Die Menschen gehen im Moment auf. Das hat Vorteile, die Menschen sind entspannt, hat aber auch Nachteile, hier tut man sich dafür schwerer, etwas zu planen. Es ist eben die Balance, das Mittelmaß«, wie er sagt. Und wie könnte ich ihm in diesem Punkt widersprechen? Gar nicht.

 

»Wir machen uns Probleme, die eigentlich keine sind, weil wir Situationen falsch interpretieren und uns unnötige Sorgen und Gedanken machen. Das macht uns zu einer Stressgesellschaft.« Der Umgang mit Stress, Geist und Körper interessieren ihn. Chris hat seine Masterarbeit über Stressmanagement geschrieben und wirkt alles andere als gestresst auf mich. Er ist entspannt und angekommen. Ausgeglichen und glücklich würde ich sagen. Denke ich dagegen an das Europa, Deutschland oder Österreich, die Gesellschaft der letzten zwei Jahre — mir graut es sogar im Paradies, und mir schießt spontane Blitzauswanderung in den Kopf. Das geht aber nicht. Nicht von heute auf morgen, und auch für Chris war es kein leichter Weg.

 

Ausblick von der Power-Villa nicht auf den Strand, sondern auf Paje am Abend
Ausblick von der Power-Villa nicht auf den Strand, sondern auf Paje am Abend

 

Alle Wege führen nach …, auch Tansania oder Sansibar

Durch seine Beziehung mit Willice — sie stammt aus einem armen Dorf vom tansanischen Festland, Christoph aus einem behüteten Umfeld in der Steiermark — hat er früh gemerkt, dass »nichts so sein muss, wie man denkt. Es gibt so viele Wege, die man gehen kann«. In Österreich hatte er neben seinem Lehrerjob ja auch noch einen Vertrag bei Bad Gleichenberg. »Ich habe aber gemerkt, dass mich mein Herz mit Willice nach Afrika, nach Tansania zieht. Dann habe ich gebetet und gefragt, lieber Gott, liebes Universum, schicke mir ein Zeichen, ich weiß nicht, wo es hingehen soll.« Ein paar Tage später hat er sich bei einem Spiel das Kreuzband und den Meniskus gerissen. »Danach empfand ich den größten Frieden in mir.«

 

Mit Willice war es eher eine Fernbeziehung mit Höhen und Tiefen, wie das im Leben eben so ist. Mal kam sie nach Österreich, mal er nach Tansania. »Wir sind zuerst nach Südafrika gezogen, weil sie dort einen Job bekam und ich als Yogalehrer arbeiten konnte. Danach sind wir nach Tansania, haben geheiratet und das Grundstück — wir hatten die Idee, ein kleines Gästehaus zu bauen — auf Kredit gekauft.« Für Chris ging es aus »finanziellen Gründen« noch mal zurück nach Österreich, wo er wieder einen Lehrerjob fand. Und dann kam Corona. »Das war der letzte Push, um das Land zu verlassen.«

 

Willice Gillhofer: Foto: »The Power Foundation«
Willice Gillhofer: Foto: »The Power Foundation«

 

Seine Frau war zu dieser Zeit wegen des Baus in Tansania. Als Lehrer hatte Chris schon »von Anfang an das Gefühl, dass da was nicht passt, wenn man keinen Sport mehr betreiben und nicht in die Natur gehen darf, man Kinder wegsperrt oder ihnen den Körperkontakt untersagt«, sie dauertestet, maskiert und wie Vieh markiert. Eben Kinder systematisch quält. Er ist schließlich gesundheits- und nicht krankheitsorientiert. Ihm geht es darum, »das Immunsystem und das psychische Befinden zu stärken«. In Tansania gab es wohl nur anfangs ein paar Maßnahmen. Der Präsident John Magufuli hätte das Land im Anschluss als coronafrei bezeichnet, und schon war Corona kein Thema mehr. Für Chris dafür das Gästehaus.

 

»Zwar wussten wir noch nicht, wie wir den Bau fertigstellen, da wir auf meinen Job angewiesen waren, aber für mich war klar, dass ich zu meiner schwangeren Frau muss. Ich habe meinen Job gekündigt und in Daressalam als Yogalehrer gearbeitet.« Und da sein Studienfreund Walter Surböck Österreich mit Corona auch nicht mehr so toll fand, ist er zusammen mit Hannes Steiner, einem weiteren Freund, zu Besuch gekommen. Walter zog nach Sansibar, und beide beteiligten sich am Bau des kleinen Hotels.

 

»#nocorona in Tansania«, Magufuli und ein legendärer Test

Nach zwei Monaten teilte Chris ein kurzes Privatvideo zur Situation vor Ort im Internet . Das ging viral. Immerhin hatte der Beitrag bis vor Kurzem knapp 150.000 Aufrufe und über 400 Kommentare. Er sitzt darin genauso braun gebrannt und strahlend unter Palmen wie in der Lobby neben mir und erzählt, dass er in der größten Stadt Tansanias wohnt, wo Millionen von Menschen auf engem Raum zusammen leben. Und das ohne Masken oder Sicherheitsabstände. Der Präsident hätte ja gesagt, er spiele dieses Spiel nicht mit, weshalb es wegen der P(l)andemie hier eigentlich einen Ausnahmezustand geben müsste. »Ist dem so? Genau das Gegenteil ist der Fall«, was ein Grund wäre, alles ein bisschen zu hinterfragen. »Die Leute sagen, wir sind coronafrei. Glaube ich daran? Wahrscheinlich ist es hier wie in anderen Ländern auch, es gibt Corona, nur geht das ganze Land anders damit um« (3).

 

Dann spricht Chris von Magufulis berüchtigtem Coronatest-Test. In meinem Buch »Das Corona-Dossier: Unter falscher Flagge gegen Freiheit, Menschenrechte und Demokratie« habe ich dazu ja schon geschrieben und belegt, dass »während in der Coronakrise Bundesregierung, Charité, RKI alle zusammen mit der Bill & Melinda Gates Foundation und mit den großen Medien im Bunde stehen«, John Magufuli, das Staatsoberhaupt von Tansania auf die Idee kam, den Coronatest zu testen, was ihm natürlich sofort Kritik und Diffamierung einbrachte. So berichtete etwa das regierungskonforme Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), Magufuli »fiel bereits mit anderen zweifelhaften Aussagen auf«.

 

Und weiter: »Der Präsident von Tansania, John Magufuli, behauptet, dass Coronatests bei einer Papaya und einer Ziege positiv gewesen seien.« Man habe bei dem Tier und der Frucht Proben entnommen, menschliche Namen auf die Proben geschrieben und sie in ein Labor geschickt. Auf die Papaya-Probe habe man »Elizabeth Ane, 26, weiblich« geschrieben, damit das Labor nicht misstrauisch wird. »Sollen jetzt alle Papayas in Isolation?«, fragte der Präsident damals provokant. Das ZDF war sich dann auch für die albernsten und dümmsten Ausreden zum Schutz der ungenauen Coronatests und Testregimes nicht zu schade, um zu erklären, warum das dann so war, wie es eigentlich nicht sein darf (4).

 

Nach dem Test-Fauxpas habe man ein paar Leuten im Labor gekündigt, sagt Chris. Westliche Medienhetze gegen den kritischen Magufuli hin oder her — für Magufuli gab es auch noch andere und wichtigere Probleme, HIV oder Malaria etwa. Auch Corona kann da sein, aber deswegen würde der Präsident nicht die ganze Wirtschaft schließen und die Leute verhungern lassen. Während in Tansania »komplette Normalität« herrschte, regierte anderswo grundrechtsfeindliche Dystopie, nicht nur in Europa, auch von Ostasien und Australien bis nach Südamerika und Kanada. Und wir erinnern uns nur vage, weil es medial total unterging.

 

Sogar der damalige deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller wurde in einem Handelsblatt-Interview Ende September 2020 unerhört deutlich: »An den Folgen der Lockdowns werden weit mehr Menschen sterben als am Virus. (…) Allein auf dem afrikanischen Kontinent rechnen wir dieses Jahr mit zusätzlich 400.000 Malaria-Toten und HIV-Opfern sowie einer halben Million mehr, die an Tuberkulose sterben werden.« Zudem habe die Pandemie-Politik »eine der größten Armuts- und Hungerkrisen ausgelöst«. Aber ein Ende des Welthungers und Empowerment sind eben nicht erwünscht, auch das wissen wir — jedenfalls abseits der egozentrischen Heuchelei-Gesellschaft (5).

 

»Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein« (Jiddu Krishnamurti).

Magufuli hätte ja noch gesagt, wenn der weiße Mann wirklich helfen will, dann hätte er uns schon längst etwas gegen HIV, Malaria oder Tuberkulose gegeben. Und dass er sein Volk nicht gegen Corona durchimpfen lässt. Kurz darauf ist er verschwunden. Allerdings soll Magufuli auch schon vor Corona einiges an Feinden gehabt haben. Und ein paar Wochen später, so Mitte März 2021, ist er dann angeblich wegen »Herzproblemen« verstorben. Das hat man jedenfalls gehört. Zwar sind auch hier in Tansania zu Weihnachten etwas mehr Menschen erkrankt, aber für die meisten ist das wegen des Wetterwechsels und der Grippesaison zum Beginn der Regenzeit nichts Ungewöhnliches, zumindest kein Grund, ein ganzes Volk zu Testkaninchen mit Knebelverträgen für Big Pharma zu degradieren oder Harakiri zu begehen und ein Grundrechts- oder Kollateralgemetzel anzufangen.

 

Darin haben die Afrikaner über die Jahrhunderte ja ohnehin so leidvolle Erfahrungen mit den nordwestlichen Kolonialausbeutern sammeln müssen. Immerhin — das sagen jetzt weder Chris noch ich, Samuel Huntington hat es gesagt —, und das passt, wie ich finde, gerade irgendwie hierhin: »Der Westen hat die Welt nicht durch die Überlegenheit seiner Werte erobert, sondern durch seine Überlegenheit beim Anwenden von Gewalt. Westler vergessen diese Tatsache oft, Nichtwestler nie« (6, 7).

 

Nicht einmal in den Krankenhäusern wird auf Corona getestet, das sagt nun Chris in seinem Video. Der Normalzustand herrsche dort. Allerdings dürfte es in Tansania wohl auch keine Krankenhaus-Prämien wie in Deutschland für gefundene Coronainfizierte, ob wegen Bein- oder Nasenbeinbruch in Behandlung, geben. Jedenfalls sei keiner in Panik. Auch nicht in der Kirche, in die er regelmäßig geht. Und dort tanzen und beten sehr viele Menschen auf engstem Raum mit- und nicht gegeneinander. Man kann hier einfach nichts Außergewöhnliches erkennen. Solange man aus dem Fernsehen oder von der Regierung nicht ständig etwas über Corona hört, herrscht bei den Menschen keine Angst. Das ist seine Erkenntnis.

 

Im März 2022 am Strand von Stonetown
Im März 2022 am Strand von Stonetown

 

So ist es aber vor allem im fern(seh)gesteuerten Informationszeitalter mit der beängstigenden Machtfülle weniger Staats- und Konzernmedien und ihrer rigorosen Zensur. Gerade die letzten zwei Jahre haben gezeigt, wie sehr sich die Menschen steuern lassen. Aber so ist es eben auch mit den Oligarchen, ihren Stiftungen, Netzwerken und der von ihnen gekauften Weltgesundheitsorganisation (WHO), die sich nicht nur das Recht nimmt, den Begriff der Pandemie global und nach Belieben umzudefinieren, sondern an der Ausarbeitung eines internationalen Pandemievertrags sitzt, um in Zukunft noch mehr Kontrolle über die 194 Mitgliedsstaaten, ihre Menschen und Daten zu bekommen. Alles unter dem vorgeblich noblen, dennoch scheinheiligen Vorwand der (Volks-)Gesundheit.

 

Und ganz nebenbei auch ohne jede demokratische Legitimation, während nicht wenige dieser Staaten seit Jahren Krieg in der Ukraine — dieser Krieg interessiert im Westen erst seit ein paar Wochen wieder —, im Jemen, in Syrien, in Palästina, im Nordirak und sonst noch wo oder auch in Afrika — diese Kriege interessieren im Westen wiederum so gut wie keinen (mehr) — führen und fleißig Waffen produzieren, verschicken und damit auf Menschen schießen lassen (8).

 

Sie verbreiten ihre Geschichte(n) über alle möglichen Kanäle, unterdrücken Pluralismus, Individualität oder Selbstbestimmung und verlieren die Profit- und Machtmaximierung — sogar der spendable Bill Gates wird ständig immer schneller, immer reicher — niemals aus den Augen, weshalb es auch am Intellekt und Charakter der einzelnen Menschen liegt, zwischen Lebensrealität und Medienrealität zu unterscheiden. Und ein Großteil versagt dabei erbärmlich. Oder einfacher gesagt: Ohne TV (»Tell a Vision«) und Nachrichten (»nach … richten«) lebt man nicht nur wahrhaftiger, man ist — welche Ironie — auch besser im Bilde, da man den Verstand zur Wahrnehmung seiner Umwelt noch benutzen muss — so wie Chris. Aber natürlich nur, wenn man sich traut, was viele in Tansania auszeichnet. Und außerdem hätten die Menschen hier ein gutes Immunsystem, weil sie gesünder und stressfreier leben. Na bitte, es geht doch, wenn man will.

 

Fußball und: »Für uns stand fest, dass wir hier auch empowern wollen.«

Es geht sogar noch besser: Die Österreicher haben vor wenigen Monaten ein Waisenhaus in der Hauptstadt und Millionenmetropole Daressalam eröffnet. Für Chris und Willice stand von Anfang an fest, dass sie sich in Afrika irgendwann auch sozial engagieren wollen. Sie wussten nur noch nicht wie. Begonnen hat dann alles, na klar, mit Fußball. Und Weihnachten.

 

sanSirro-Fußballspiel in Tansania, Foto: »The Power Foundation«
sanSirro-Fußballspiel in Tansania, Foto: »The Power Foundation«

 

»Gestartet haben wir mit einem Fußballprojekt für Kinder. Hannes hat mit seiner Sportfirma damals die Trikots produziert und gestellt. Wir haben die Kinder dann ausgerüstet und zum Essen eingeladen. Ein paar Monate später konnten wir in einem Waisenhaus ein Weihnachtsfest organisieren, mit den Kindern feiern und ihnen fehlende Schuluniformen besorgen. Danach haben wir HIV- und krebskranken Kindern geholfen und ihnen Krankenversicherungen besorgt, damit sie eine medizinische Versorgung haben. Eine echte Hilfe zur Selbsthilfe kann man aber nur geben, wenn man Kinder und Jugendliche begleitet, weshalb es unser Wunsch wurde, ein eigenes Heim für Kinder und Jugendliche zu schaffen, die keine Heimat haben« (9 – 11).

 

Hannes Steiner, Foto: »The Power Foundation«
Hannes Steiner, Foto: »The Power Foundation«

 

Vergangene Weihnachten war es dann so weit. »Wir haben ein Haus gemietet, hergerichtet und nun Platz für bis zu acht Kinder. Vor rund zwei Monaten sind die ersten vier Kinder von zwei bis sieben Jahren bei uns eingezogen.« Die Kinder wurden der noch jungen »The Power Foundation« über ein Auffanglager für Waisen vermittelt. Christoph hatte davor ein paar Waisenhäuser besucht und fand erschreckend, was er dort zu sehen bekam. »Zwölf bis 15 Kinder mussten sich ein Zimmer teilen.« Ansonsten wird nur darauf geachtet, dass genug zu Essen und zu Trinken da ist. »Wir wollen dagegen etwas schaffen, um die Kinder langfristig zu begleiten und ihnen die Möglichkeit geben, auf ihre Individualität und Talente, ob Musik, Sport oder Literatur, einzugehen und sie dabei fördern.« Und dafür braucht es Geld. So läuft das eben im selbstgerechten System aus Ohne-Moos-nix-los.

 

Chris und Willice Gillhofer überreichen Kindern Spenden, Foto: »The Power Foundation«
Chris und Willice Gillhofer überreichen Kindern Spenden, Foto: »The Power Foundation«

 

Empowerment: Strategien und Maßnahmen für mehr Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen und Gemeinschaften

Ziel der Non-Profit-Power-Foundation ist es deshalb, finanziell stabil dazustehen. »Bis jetzt arbeiten der Bruder und die Mutter meiner Frau sowie zwei Frauen als Angestellte im Waisenhaus«, sagt Chris. Seine Frau kümmert sich vor allem um die Angelegenheiten mit den Behörden, das sei für sie als Einheimische einfacher. Die Renovierung des Hauses, die Einrichtung der Kinderzimmer mit Betten und Spielsachen, die notwendigen Dokumente, die Vorabmiete für mindestens ein halbes Jahr, das alles hat rund 12.000 Euro gekostet und wurde zum Teil von Erspartem, Eltern und Freunden und auch durch erste Spenden finanziert. Nach staatlicher Unterstützung haben sie erst gar nicht gefragt. Jedenfalls noch nicht. »Die große Aufgabe ist es jetzt, die monatlichen Fixkosten, die Gehälter der Angestellten, Essen, Trinken, Strom, Wasser, Miete oder Schulgebühren zu decken.«

 

Ob man den selbst ernannten und weltweit hofierten Philanthropen mit Sonderwerbeblöcken zur besten Sendezeit auf sämtlichen TV-Kanälen, Bill Gates, auf die »Power-Foundation« aufmerksam machen sollte? Er wirft ja, um seine Agenda zu fördern und Öffentlichkeitsarbeit, Nachforschungen und Bildung in eigener Sache zu betreiben, nur so um sich mit Millionen für Mainstreammedien wie den Spiegel, die Zeit, The Guardian, Le Monde, The Daily Telegraph, die Financial Times, die BBC oder The Bureau of Investigative Journalism, das Center for Investigative Reporting oder das European Journalism Center, für ausgewählte Institute und Forschungseinrichtungen wie die WHO, das Aspen Institute, das Massachusetts Institute of Technology, das Imperial College London, die Johns Hopkins University, das Johns Hopkins Center for Communication Programs, die Bloomberg School of Public Health, die Bloomberg Family Foundation sowie die Rockefeller Philanthropy Advisors, die Berliner Charité und das Robert Koch-Institut, die Max-Planck-Gesellschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft oder für Stiftungen diverser Millionäre, Politiker und Behörden wie die U.S. Chamber of Commerce Foundation, die Clinton Health Access Initiative, das Tony Blair Institute for Global Change, die Kofi Annan Foundation, die African Union Commission, die Alliance for a Green Africa, das Africa Rice Center, das African Field Epidemiology Network oder direkt für die Pharmabranche wie für das International Vaccine Institute und sonstige Konzerne, Zirkel und Netzwerke wie die Deutsche Bank, die Foundation Munich Security Conference, The Royal United Services Institute for Defence and Security Studies, Artepharm China und für fast unzählige weitere Einrichtungen auf sämtlichen Kontinenten.

 

Aber besser nicht. Eine Menge ehrlicher Spender, Paten und Mitwirkender wären wesentlich sympathischer, um Kindern möglichst viel Zuneigung, freie Bildung und eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen. Und das ganz ohne Bedingungen (12).

 

Freiheit, Herz und Verstand

»Wir schicken unsere beiden schulpflichtigen Kinder nämlich nicht in die überfüllten Klassen der staatlichen Schulen, wo ein Lehrer auf 30 oder 40 Kinder kommt und einen Stecken in der Hand hat. Das ist oft der Fall, und genau das wollen wir nicht«, sagt Chris gegen Ende unseres Gesprächs in der Lobby, während vorne am Strand die ersten Stecken schon wieder als Fußballtore in den Sand gerammt werden. Natürlich könnten sie auch sagen: »Wir haben mehr Platz im Haus und nehmen jetzt maximal Kinder auf, aber das ist nicht unser Konzept.« Sicher, sie würden gerne mehr aufnehmen, »aber wir müssen finanziell erst sicher dastehen. Außerdem wollen wir jedem Kind, das wir bei uns haben, mit Herz begegnen. Das ist unsere wichtigste Aufgabe, denn unsere Kinder haben keine Mama und keinen Papa, sie sind traumatisiert. Da wollen und müssen wir Bezugspersonen und vor allem mit dem Herzen da sein«, denn man würde merken, dass sie genau das brauchen. Außerdem soll es auch keine Massenabfertigung von Kindern werden.

 

Über die Homepage der Foundation gibt es mittlerweile übrigens die Möglichkeit einer Patenschaft mit regelmäßigen Beiträgen. Mit dem Geld würde dafür »gesorgt, zu wachsen« und in Zukunft »mehr Kinder und Jugendliche aufzunehmen. Wir sind noch ganz am Anfang, aber wir haben Großartiges vor und wollen dich auf eine Reise mitnehmen, die so viel Liebe und Glück spendet wie kaum etwas anderes« (13).

 

Bevor es für Chris aber wieder rüber nach Daressalam geht, erzählt er von einer befreundeten Österreicherin, die zusammen mit einer Tansanierin — man braucht hier in der Regel immer einen »Local«, um etwas auf die Bein zu stellen — einen Kindergarten und eine private Schule für freies Lernen gegründet hat. Ihr ginge es genauso um individuelles Lernen und die Förderung von Talenten und Neigungen der Kinder. »Sie hat dieselbe Vision wie wir, weshalb wir mit ihr kooperieren wollen.« Doch auch ihre Einrichtung muss sich tragen, weshalb die Plätze dort Geld kosten. »Leider können wir uns das noch nicht leisten, aber es ist unser Ziel, die Kinder so individuell auszubilden, dass ihnen später möglichst viele Türen offen stehen und wir weitere Empowerment-Vorhaben von Überlebenscamps, Yoga und Meditation, Gesundheits-, Ernährungs- und Landwirtschaftsprojekten umsetzen können.« Das Fundament steht jedenfalls.

 

Bevor Chris aufbricht, erinnert er mich mit einem Lächeln daran, dass sie sich »auf jeden Fall über alle möglichen Hilfen, Kooperation mit und Unterstützung für die Power Foundation« freuen. Und wer weiß, vielleicht komme ich ja auch schon bald zurück nach Tansania. Oder eben nach Daressalam, zu den Kindern im Waisenhaus.

 

Flo Osrainik, März 2022 in Stonetown
Flo Osrainik, März 2022 in Stonetown

 

Moshi, Kili und steil runter zurück in den Norden

Für mich geht es in ein paar Tagen aber noch nach Moshi, zum Kilimandscharo, wo sich das, was mir auch Chris von Land und Leuten erzählt, weiter bestätigt. Na ja, und danach der Rückzug in den Irrsinn, der sich so gerne mit atemwegsmaskierten Befehlsempfängern im Reich der meterhohen Plexiglas-Trennwände, durchplakatierten Abstandsaufklebern, gesellschaftlicher Ausgrenzung, vergesslicher Verbotsunkultur oder eben systematischer Heuchelei und asozial-sozialer Willkür schmückt.

 

Maskenträger und Abstandshinweise am Flughafen von Doha im April 2022
Maskenträger und Abstandshinweise am Flughafen von Doha im April 2022

 

Damit aber zumindest ein paar hilfsbedürftigen Kindern das nicht auch noch blüht, hätte ich ausnahmsweise eine Bitte: Wenn Sie spenden, dann doch an die Richtigen. An die kleinen, unabhängigen und ehrlichen Organisationen, aufrichtigen Graswurzelbewegungen oder anständigen Einzelkämpfer. An Menschen wie Christoph Gillhofer und Einrichtungen wie »The Power Foundation«. Wie man sie findet? Man muss sie, wie alle wichtigen Informationen, mit etwas Aufwand suchen, denn die mit der Post angebotenen, auf großen Werbeplakaten unter die Nase geriebenen oder mit Fernsehwerbung, Sondersendungen und prominenten Selbstdarstellern aufgedrängten sind es eher nicht. Die haben schon dicke Brieftaschen, beste Beziehungen, Konzerngröße, meist auch eine Agenda und liegen ganz auf Linie und im Zeitgeist.

 

Und wie sagte Johann Heinrich Pestalozzi doch so schön für Selbstbestimmung und Autonomie: »Wohltätigkeit ist das Ersaufen des Rechts im Mistloch der Gnade.«

 

 

Mein Beitrag erschien bei Manova.

 

SUPPORT MY COURSE

 

Hier kann man das Buch bestellen: als Taschenbuch, E-Book oder Hörbuch.

 

Quellen:
(1) https://www.qatarairways.com/de-de/safety-measures.html?iid=ALL64611730
(2) https://www.oefb.at/Profile/Spieler/145600?Christoph-Gillhofer
(3) https://web.facebook.com/christoph.gillhofer/videos/3606560126034687/?d=n&_rdc=1&_rdr
(4) www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-papaya-ziege-tansania-test-100.html
(5) www.handelsblatt.com/politik/deutschland/coronakrise-entwicklungsminister-mueller-an-den-folgender-lockdowns-werden-weit-mehr-menschen-sterben-als-am-virus/26209144.html?ticket=ST-2178516-FJeE1Qp6nPej9ELfRTbf-ap6
(6) https://deutsch.rt.com/international/136106-weitere-erkenntnisse-wie-big-pharma/
(7) https://deutsch.rt.com/inland/136846-konservative-annahmen-gesundheitsministerium-kauft-fur/
(8) http://floosrainik.net/wie-du-mir-vom-biokriege
(9) https://www.thepower-foundation.com/projekte
(10) https://www.thepower-foundation.com/%C3%BCber-uns
(11) https://www.meinbezirk.at/graz/c-lokales/sansirro-beweist-ein-herz-fuer-kinder_a4526468
(12) www.gatesfoundation.org/how-we-work/quick-links/grants-database
(13) https://www.thepower-foundation.com/patenschaft