Friedensnoten #49: Wenn der Faschismus siegt

Die walisische Band »Manic Street Preachers« singt etwas sehr Vernünftiges: Wenn wir uns jetzt nicht gegen das Unrecht stellen, werden noch unsere Kinder daran leiden.

 

Der Faschismus ist ein Chamäleon. Er passt sich geschickt sich verändernden historischen Gegebenheiten, Milieus und Mentalitäten an. Die meisten Bürger wähnen sich in Sicherheit, solange ihre Politiker nicht wie Hitler aussehen oder wie Mussolini brüllen. Derweil schleicht sich das totalitäre Element durch die Hintertür herein, vorangetrieben von Protagonisten, die glatter auftreten, gepflegter, somit aber auch noch heimtückischer. Schleichend werden Rechte abgebaut, Institutionen im Sinne der einen erwünschten Lehre umgedreht, werden Andersdenkende markiert und gnadenlos verfolgt. Die Bürger merken es lange nicht, denn wer will sich schon für einen feigen Mitläufer halten und wer will das Schlimme ohne Beschönigung anschauen, selbst wenn es schon auf der Türschwelle steht? Flo Osrainik, Autor des Bestsellers »Lügen Lügen Lügen«, wendet sich in seinem Beitrag der hierzulande wenig bekannten Band »Manic Street Preachers«, kurz »the Manics«, zu, die ein Beispiel für gelungenen politischen Pop gibt — zum Genießen, aber auch zum Gruseln und zum Mitdenken. Deutlich wird, dass wir den sich anbahnenden neuen Faschismus, der sich selbst ganz gewiss nicht so nennen wird, nicht nur um unserer selbst willen bekämpfen müssen — wir tun dies auch zum Schutz derer, die nach uns kommen.

 

Wenn der Faschismus siegt und die Freiheit verliert, ist es zu spät. Leicht habe ich es mir bei der Auswahl eines Songs ja nicht gerade gemacht. Entschieden habe ich mich aber doch — und zwar noch. Wegen des neuen Faschismus und unserer Kinder. Wegen unserer wegweisenden Gegenwart und der so hässlich dominanten Intoleranz. Auch wegen der Toleranz gegenüber dem einflussreichen Heer der intoleranten Totalitären. Oder ist das eher Gleichgültigkeit? Vielleicht doch eine verkappte Unterwerfung um des lieben Friedens Willen, der in diesem Fall ja gar kein Frieden, sondern nur ein Schein dessen wäre?

 

Denn der Faschist bleibt in der Regel, was er ist, nämlich Faschist. Egal, ob grün, gelb, schwarz, rot oder regenbogenbunt lackiert. Und dann gilt der Titel der walisischen Band »the Manics« um so mehr: »If You Tolerate This Your Children Will Be Next«. Also: »Wenn Du das tolerierst, werden Deine Kinder die nächsten sein«.

 

Nun gut und der Reihe nach: Das Original, der Britpop-Song der alternativen Rockband Manic Street Preachers, kurz »the Manics«, »die Maniker«, wurde am 24. August 1998 von Epic Records veröffentlicht. Der Song verkaufte sich in der ersten Woche rund 156.000 Mal und kletterte auf den ersten Platz der Single-Charts in Großbritannien. Das blieb aber auch der größte Erfolg der Band.

 

Fünf Jahre später, im Jahr 2003, brachte David Usher dann seine Version des Tracks heraus. Und Ushers Version gefällt mir ein klitzekleines bisschen besser, weil sie eben weniger britpopig ist. Aber das bleibt zum Glück Geschmacksache und die gefälligst individuell und nicht auch noch von oben diktiert oder sanktioniert. Obwohl, halt und stopp. Nicht ganz: Auch dazu laufen die Bemühungen des westlich-globalisierten Gesinnungsregimes mit seiner geschlossenen Propagandafront, die sich so vollkommen in die Irre führend freie Presse nennt und doch nur das Gleiche schreibt, längst auf höchsten Touren wie Rammstein oder Farbkombinationen in Fahnenform recht ekelhaft belegen (1, 2).

 

Doch zurück zum Song und seinem Thema. Der handelt zwar auch vom Totalitarismus, also von Faschisten, greift aber auf den Spanischen Bürgerkrieg zurück. Der Text bezieht sich nämlich auf den Idealismus linksgerichteter walisischer Freiwilliger, die sich dem Kampf der Internationalen Brigaden für die Spanische Republik anschlossen und gegen den späteren Diktator Francisco Franco und die ihn unterstützenden faschistischen Truppen kämpften. Was damals allerdings als linksgerichtet galt, wird heute ziemlich sicher irgendwo als rechtsextrem verunglimpft.

 

Nun lassen wir das mit den Seiten hier beiseite, weil links schon immer dort war, wo der Daumen rechts ist. Zudem sind vor allem Etiketten relativ, die glasklare Ablehnung der Herrschaft von Menschen über Menschen taugt zur Einordnung ja sowieso viel besser für eine ungefähre Standortbestimmung im mehrdimensionalen Universum und der Begriff »extrem« kann ja auch auf alles und jeden angewendet werden. Besonders auf Dogmatiker.

 

Nun gut zugegeben, ein letztes Dogma pflege ich ja auch. Und das gebe ich, ich verspreche es hier hoch und heilig, nie und nimmer auf: Unsere Grund- und Menschenrechte haben für alle Menschen immer überall zu gelten. Ç’est ça!

 

Übrigens wurden die spanischen Faschisten damals, also in den 1930er-Jahren von italienischen und deutschen Faschisten, den Nationalsozialisten, unterstützt (3).

 

Da ich aber schon dabei bin, nun also doch ein kurzer Abstecher zum Faschismus aus meinem Buch der großen »Lügen, Lügen, Lügen«. Denn über diese, nach dem italienischen fascio, dem Bund benannten Herrschaftsform schreibe ich:

 

»Eigentlich bezeichnete der Faschismus die politische Bewegung der Partitio Nazionale Fascista, ein autoritäres Regierungssystem unter dem im Parlament an die Macht gekommenen Ministerpräsidenten Benito Mussolini, dem ‚Duce‘ im Italien von vor hundert Jahren. Etwas verallgemeinert lässt sich auch die Herrschaft der nur wenige Jahre später gewählten deutschen Nationalsozialisten mit ihrem Reichskanzler und Reichspräsidenten Adolf Hitler in der Rolle des ‚mein Führer‘ als Faschismus oder Neofaschismus bezeichnen.

 

Zwar kommt der Faschismus durchaus parlamentarisch-demokratisch daher, fordert dann aber unbedingten Gehorsam oder eben Folgsamkeit und stellt eine dogmatische Ideologie über alles andere. Vor allem über Grund- und Menschenrechte. Faschistoide Regime gehen mit allen Säulen der Gewalten vor: mit Verboten und Psychoterror, Ermächtigungs- und Gleichschaltungsgesetzen, Notstandsverordnungen und Gewalt bis hin zur massenweisen Bestrafung, Inhaftierung, Selektierung oder finalen Liquidierung von Kritikern und Gegnern, Minderheiten, Ungehorsamen und Freiheitskämpfern.

 

Ob dem (Welt-)Volk im Faschismus nur ein Führer, diverse Führungsparteien oder -koalitionen, ein Führungszirkel oder -organisationen, vorgesetzt werden, das ist egal. Im Faschismus ist man nicht allzu wählerisch, seine Strippenzieher, Profiteure und Hampelmänner sind da eher flexibel. Denn: Wichtig ist vor allem die radikale und bedingungslose Durchsetzung einer die Rechte anderer Menschen missachtenden Ideologie.«

 

Und dieses Vorgehen mit allen propagandistischen Rund-um-Bemühungen zur Verniedlichung, Verherrlichung, Verdrehung oder Verklärung faschistoider Maßnahmen, Gesinnungen und Forderungen haben wir in den letzten Jahren ja alle kennengelernt — rigoros und skrupellos.

 

Im Übrigen stammt der Titel des Liedes von einem englischsprachigen Propagandaplakat aus den 1930er-Jahren, auf dem das Foto eines von den Nationalisten durch Bombenbeschuss getöteten Kindes mit offenem Mund und gewelltem Haar zu sehen ist. Der Himmel im Hintergrund ist von Bombern übersäht und am unteren Rand steht die titelgebende Warnung in Großbuchstaben:

 

»IF YOU TOLERATE THIS YOUR CHILDREN WILL BE NEXT.«

Nun beginnt das Lied ja schon so, als hätte es jemand während eines dieser epochal menschenrechtsverachtenden Corona-Lockdowns und nach intensiver Gates-, Schwab- oder WEF- und WHO-Beschallung geschrieben. Jedenfalls könnte man das meinen:

 

»Die Zukunft lehrt dich, allein zu sein,
die Gegenwart ängstlich und kalt.«

 

Im Text geht es ja auch nicht gerade zimperlich zu, denn

 

»wenn ich Kaninchen abschießen kann, dann kann ich auch Faschisten erschießen«.

 

Allerdings geht diese Zeile auf die Bemerkung eines Mannes zurück, der sich damals, das heißt vor bald hundert Jahren, den republikanischen Kämpfern anschloss. Es beziehen sich überhaupt ein paar Stellen im Song auf Ereignisse aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Also: Das Lied verlangt Taten, aber gewiss kein Vergessen.

 

»Heute Kugeln für dein Hirn,
aber wir werden das alles wieder vergessen.«

 

Denn, so der Refrain:

 

»wenn du das tolerierst,
werden deine Kinder die Nächsten sein.«

 

Wer nicht aus ureigenem Interesse gegen die Ungerechtigkeiten des Faschismus vorgehen will, sollte es dann doch wenigstens zum Wohl der Kinder tun.

 

Zumindest zum Wohl der eigenen Kinder, weil nur Egoisten, Opportunisten und Mitläufer Scheuklappen anlegen, ihr Hirn vorsätzlich aus- oder abschalten, dem Wahn verfallen oder ein Mindestmaß an Zivilcourage sowie eine aufrechte Haltung gegen den Strom der Faschisten verweigern. Bloß: Erkennen muss man ihn oder sie halt noch, die sich auch gerne mal als Antifaschisten oder Demokraten getarnten Neo-Faschisten, die für gewöhnlich am lautesten und nicht selten auch zuerst durch die Gegend brüllen.

 

Außerdem ist der Text zeitlos, wie der besonders widerliche Umgang mit unseren Kindern in den letzten Jahren bewiesen hat. Die wurden in der von Neo-Faschisten fabrizierten Coronakrise ja ganz besonders schikaniert, malträtiert und misshandelt. Wegen der Masken-, Impf- und sonstiger verbrecherischer Schein-Pflichten und Zwänge. Auch in den Schulen, in den Kindergärten oder auf den Spielplätzen, was ganz nebenbei niemals zu entschuldigen ist. Aber auch wegen der Hetze, Diffamierung und Ausgrenzung (4).

 

»Schwerkraft hält meinen Kopf unten
oder vielleicht ist es auch Scham
darüber, so jung zu sein und so leer.«

 

Nie wieder soll Gleichgültigkeit, Ablenkung und gewöhnliche Propaganda das Heer der Masse zu stillen Erfüllungsgehilfen und Mittätern der Neo-Faschisten machen. Denn so war es damals bei den Nationalsozialisten, bis gestern bei den Impffaschisten und so ist es heute mit den West-Imperialisten.

 

»Heute Löcher in deinem Kopf,
aber ich bin Pazifist,
ich lief La Ramblas,
aber ohne es wirklich zu wollen.«

 

George Orwells Bericht »Homage to Catalonia« handelt von seinen persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen im Spanischen Bürgerkrieg, als er für die Miliz der republikanischen Armee kämpfte. Seine Kämpfe auf den Ramblas dienten vermutlich als Vorlage für diese Zeile. Laut Orwell kamen die verschiedenen Fraktionen bei ihren Kämpfen nämlich nicht wirklich weiter. Ja, klar, man kann also auch in sein Verderben rennen, ohne es wirklich zu wollen, und dann bleiben irgendwann doch nur noch Erinnerungen an bessere Zeiten übrig.

 

»Und heute Abend spielt ein alter Mann auf der Straße,
mit Zeitungsausschnitten aus seinen glorreichen Tagen.«

 

Aber dann ist es zu spät. Zu spät für Frieden. Zu spät für Freiheit. Zu spät für Toleranz und vielleicht auch zu spät für einen kritischen und unbedingt zur Rebellion aufwiegelnden Song wie diesen. Lassen wir es unter keinen Umständen so weit kommen.

 

 

Der Beitrag erschien auf Manova.

 

SUPPORT MY COURSE

 

Quellen:
(1) https://en.wikipedia.org/wiki/If_You_Tolerate_This_Your_Children_Will_Be_Next
(2) https://www.youtube.com/watch?v=gs_9tJ2bmF4
(3) https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/231078/vor-80-jahren-beginn-des-spanischen-buergerkriegs/
(4) https://musikguru.de/manic-street-preachers/songtext-if-you-tolerate-this-your-children-will-be-next-460160.html