»InfoMonitor September 2017« über die deutsche Nachrichtenberichterstattung im Monat der Bundestagswahl. Schwarz klar vorn, AfD und FDP überpräsent, Die Linke und alternative Parteien zu wenig oder gar nicht präsent
Nach Angaben des IFEM, dem Institut für empirische Medienforschung aus Köln, dominierte, wenig überraschend, das Thema Bundestagswahl 2017 mit insgesamt 867 Minuten die Berichterstattung der wichtigsten Nachrichtensendungen im gesamten Wahlmonat. Auf den Plätzen folgten die Hurrikanschäden in der Karibik und den USA mit 207 Minuten, der Streit zwischen den USA und Nordkorea mit 144 Minuten und die deutsch-türkische Beziehungskrise mit 87 Minuten. Das Thema Flüchtlingskrise kam auf 67 Minuten. Untersucht wurden die Tagesschau 20 Uhr, die Tagesthemen, heute 19 Uhr, das heute-journal, RTL-aktuell und die Sat.1 Nachrichten.
Der Bundestagswahlkampf lag bei allen untersuchten Fernsehsendungen auf dem ersten Platz. Zu den Schwerpunkten zählten dabei etwa Berichte vor und nach dem TV-Duell zwischen Angela Merkel (CDU) und Martin Schulz (SPD), das TV-Duell selbst oder Berichte über den Wahlkampf der einzelnen Parteien.
Interessanter wird es bei der Präsenz der jeweiligen Parteien in den staatlich finanzierten (öffentlich-rechtlichen) und den beiden privaten Nachrichtensendungen.
Hier kommen die Unionsparteien CDU/CSU zusammen auf 519 Auftritte (CDU 397 Auftritte, CSU 122 Auftritte) und die SPD auf 397 Auftritte. Auf dem 3. Platz landet die im Bundestag bis dahin nicht vertretene AfD mit 134 Auftritten, gefolgt von den Grünen mit 132 Auftritten und der bis dahin ebenfalls außerparlamentarischen FDP mit 77 Auftritten. Die zu diesem Zeitpunkt drittgrößte Partei im Bundestag und stärkste Oppositionspartei, Die Linke, erhielt hingegen nur 73 Auftritte (7. Platz), während es für sonstige außerparlamentarische Parteien lediglich für zwei Auftritte reichte.
»Gegenüber dem Vormonat verbesserte sich die Position der AfD in der Rangfolge der Parteienpräsenz von Platz 6 auf Platz 3«, heißt es im InfoMonitor für September 2017.
Von insgesamt 1.334 Auftritten im September kommt die AfD (4,7 Prozent der Zweitstimmen bei der Bundestagswahl 2013) auf etwas über 10 Prozent der Auftritte und die FDP (4,8 Prozent der Zweitstimmen 2013) auf rund 5,8 Prozent. Die Grünen (8,4 Prozent der Zweitstimmen 2013) waren mit knapp 9,9 Prozent vertreten.
Die Linke (8,6 Prozent der Zweitstimmen 2013), die einzige dem Neoliberalismus sowie dem militärischen Interventionismus (ohne UN-Mandat) kritisch gegenüberstehende Partei, kommt dagegen nur auf rund 5,5 Prozent der Auftritte. Außerparlamentarische Parteien wie die Piratenpartei, mit 2,2 Prozent der Zweitstimmen 2013 nur einen Platz hinter der AfD, die Freien Wähler oder die ödp bleiben praktisch unerwähnt.
Zählt man die Auftritte der schwarz-roten Regierungskoalition zusammen (916 Auftritte), so kommt man auf knapp 69 Prozent aller Auftritte, denen rund 31 Prozent sämtlicher Oppositionsparteien gegenüberstehen.
Schaut man sich die Präsenz der einzelnen Kandidaten an, so kamen die beiden Spitzenkandidaten Angela Merkel (231 Auftritte) und Martin Schulz (144 Auftritte) zusammen auf 375 Auftritte, also fast so viele, wie die Politiker aller anderen Parteien (418 Auftritte) zusammen. Auf den Plätzen folgten Horst Seehofer (CSU) mit 52 Auftritten vor Christian Lindner (FDP) mit 49 Auftritten, Sigmar Gabriel (SPD), den Grünen Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt sowie Alexander Gauland (AfD), Andrea Nahles (SPD), Frank-Walter Steinmeier (SPD), Alice Weidel (AfD), Wolfgang Schäuble (CDU), Thomas de Maiziere (CDU), Sahra Wagenknecht (Die Linke) und Frauke Petry (AfD) auf dem 15. Platz. Auch hier taucht die Kandidatin der drittstärksten Fraktion des Bundestags, Wagenknecht, erst weit hinten auf.
Die junge Welt kommt zu dem Schluss, dass die AfD »ein Liebling verantwortlicher Redakteure, vor allem in öffentlich-rechtlichen Sendern«, sei, wobei es die Themen der AfD erst recht wären: Wer also »ARD oder ZDF vor der Bundestagswahl einschaltete, erhielt beigebracht, das größte Problem dieses Landes seien Zuwanderer, egal ob viele oder wenig kommen, sowie deren sogenannte Integration oder Abschiebung.«
Mein Beitrag erschien bei Telepolis und RT Deutsch.
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