Der Name Suleiman Al-Obeid wird nur den wenigsten ein Begriff sein, selbst wenn man sich mit Fußball auskennt. Und genau da liegt der Ball globaler Heuchelei begraben!
Es war der 6. August 2025, als mit Suleiman Al-Obeid ein weiterer palästinensischer Fußballspieler durch das israelische Apartheidregime ermordet wurde. Die offizielle Todeszahl zur Zerstörung und Einnahme des schmalen Gazastreifens durch Israel seit Oktober 2023 liegt bei über 62.000 getöteten Palästinensern – davon rund 19.000 Kinder – und steigt täglich!
Jene der Verletzten liegt bei über 150.000, so das Ministry of Health in Gaza. Die tatsächlichen Zahlen dürften aber wesentlich höher sein. Laut dem britischen Guardian und dem israelisch-palästinensischen Online-Portal +972 Magazin waren mindestens 83 Prozent der Toten Zivilisten, darunter Hunderte palästinensische Fußballspieler. Ginge es dem israelischen Apartheidsregime nicht um die Errichtung von Groß-Israel, sondern tatsächlich um die Geiseln der Hamas, dann wären diese längst im Austausch für die von Israel seit Jahren verschleppten palästinensischen Geiseln ausgetauscht worden und in Gaza könnte wenigstens der Ball wieder rollen.
Das alles war den großen Fußballverbänden und Sportmedien bisher ja keine, kaum eine oder höchstens eine kleine Randnotiz wert. Der Unterschied dieses Mal: Al-Obeid war nicht irgendein Spieler, den man dort killte. Er war mehrfacher palästinensischer Nationalspieler, Kapitän und galt einigen als der »palästinensische Pelé«. Al-Obeid, der seine aktive Karriere mit über 100 geschossenen Toren vor zwei Jahren beendete, zog übrigens schon im Jahr 2013 aus der Westbank zurück nach Gaza, weil dies wegen der israelischen Restriktionen für Palästinenser, die sich bewegen wollten oder mussten, die einzige Möglichkeit gewesen sei, seine Familie zu sehen. Und so kam es, dass er die meiste Zeit seiner Karriere bei Khadamat Al-Shati, einem Klub im Flüchtlingscamp Al-Shati im Norden von Gaza, verbrachte.
Wie der Palästinensische Fußballverband (PFA) mitteilte, wurde Al-Obeid von der Israelischen Armee (IDF) getötet, als er zusammen mit anderen Zivilisten nahe einer Ausgabestelle der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) auf die Verteilung von Hilfsgütern wartete. Nun handelt es sich bei den Ausgabestellen der US-amerikanisch-israelischen Organisation, die sich alle im Bereich der israelischen Militärzone in Gaza befinden, eher um Schießstände mit Zielen aus Fleisch und Blut in Form von notleidenden Palästinensern.
Israelische Soldaten haben Befehl, auf unbewaffnete Zivilisten zu schiessen
»Es ist ein Schlachtfeld. IDF-Soldaten erhalten den Befehl, gezielt auf unbewaffnete Gaza-Bewohner zu schießen, die auf humanitäre Hilfe warten«, schrieb etwa die israelische Tageszeitung Haaretz. Weit über 1.000 hungrige Palästinenser wurden alleine rund um die vier Ausgabestellen der GHF in Gaza hingerichtet. Der pensionierte US-Soldat Anthony Aguilar, der vor Ort an den Ausgabestellen arbeitete, beschrieb, »wie US-Söldner und israelische Soldaten dort Kriegsverbrechen begingen, indem sie wahllos auf hungernde Palästinenser schossen, die auf Hilfe warteten.« Aguliar: »Was ich in Gaza erlebt habe, kann ich nur als dystopische, postapokalyptische Einöde beschreiben«.
Während sich die IDF als die »moralischste Armee der Welt« bezeichnet, brachte es die Union Europäischer Fußballverbände (UEFA) immerhin fertig, Al-Obeida in einer Kurzmitteilung auf X als »Talent, das unzähligen Kindern Hoffnung gab – selbst in den dunkelsten Zeiten« zu würdigen. Das war einigen dann aber zu wenig. Etwa dem ägyptischen Nationalspieler Mohammed Salah vom FC Liverpool, der immerhin noch wissen wollte, wie, wo und warum Al-Obeida an diesem Tag denn überhaupt starb. Von der UEFA, die ja sämtliche russischen Mannschaften keine Woche nach dem offiziellen Eintritt Russlands in den Krieg des russophoben Post-Putsch-Regimes von Kiew gegen die russischstämmige Bevölkerung im Süden und Osten der Ukraine von allen Wettbewerben ausschloss, kam nämlich kein Wort über die Umstände und zu den Mördern des »palästinensischen Pelés«. Auch nicht im Nachgang.
Die Fußballverbände waren in der Vergangenheit aber auch nicht wirklich bereit, irgendeinen NATO-Staat für die Angriffskriege von Afghanistan über Serbien bis hin nach Libyen, geschweige denn Israel für seine Aggression gegen den Iran, die Annexion der Westbank oder wegen des Genozids in Gaza auszuschließen. Nur Russland hatte die zweifelhafte Ehre, von allen Fußballwettbewerben und sämtlichen kommerziellen Sportveranstaltungen des Planeten fernbleiben zu müssen. Oder zu dürfen.
Während die Dauerklatscher in den Plastiktrikots der Fußballkonzerne der ganzen Heuchelei der Regenbogen-Fair-Play-Verbände und ihrer Funktionäre ja brav folgen und im Netz selbst jeden Furz von vulgär überbezahlten Jungmillionären der Fußballkapitalgesellschaften feiern, wenn sich etwa Lamine Jamal vom FC Barcelona ein Eis bestellt, gab Eric Cantona dagegen Auskunft. Der ehemalige französische Nationalspieler und Stürmer von Manchester United schrieb auf sozialen Medien in Reaktion auf einen CNN-Beitrag, der immerhin die Todesumstände Al-Obeidas erwähnte: »Israel hat gerade den Star der palästinensischen Nationalmannschaft, Suleiman Al-Obeid, getötet, während er in Rafah auf Hilfe wartete. Er wurde zum „Pelé Palästinas“ ernannt.
Wie lange werden wir noch zulassen, dass sie diesen Völkermord begehen??? Freies Palästina«.
Zwar fand die Ermordung des mehrfachen Familienvaters in einigen Medien dann doch Erwähnung, aber so gut wie immer nur mit dem Verweis auf den Überfall der Hamas vom 7. Oktober 2023, um bloß den Konterterror der Hamas zu erwähnen und jenen Besatzungsterror Israels zu verschweigen. Man könnte also meinen, die Menschen in Gaza und der Fußballer Al-Obeid wären ja immerhin und mindestens mitschuldig an ihrem Schicksal des Untergangs und der Vertreibung. Anders als bei den ganzen UEFA-Funktionären, den Jamals und Netanjahus floss für die Menschen in Gaza aber auch vor dem Oktober 2023 weder Milch noch Honig. Und der Pelé von Gaza spielte nicht für die Hamas, sondern Fußball aus Leidenschaft in den Trümmern von und für Palästina. Fair und ohne, dass Milch und Honig auf seinem Konto flossen!
Der Beitrag erschien im Demokratischen Widerstand.
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