Und Armenien?

Der russische Journalist und Dramaturg Ilia Ryvkin bereist seit Jahren mehrere postsowjetische Staaten, um von dort zu berichten – hin und wieder auch mit mir. Nun war er in Armenien!

 

In Georgien wird mit Gewalt zu putschen versucht, der Ukrainekrieg ist noch in vollem Gang, in den Ruinen von Gaza findet ein astreiner Genozid statt und aufgepäppelte Terror-Islamisten haben mit freundlicher Unterstützung des Westens nun endlich ihr Ziel erreicht und Damaskus eingenommen. Als Ergebnis dieser subversiven westlichen Politik und offensichtlichen Heuchelei liegt es natürlich nahe, dass die Ereignisse im westlichen Mainstream medial entsprechend begleitet werden. Propagandistisch. Um bloß nicht falsch, also richtig verstanden zu werden.

 

Bei den ganzen Krisen, Kriegen und Konflikten zur Umordnung Vorderasiens und der postsowjetischen Staaten im Sinne des Imperiums ist Armenien nach der letzten Runde im Konflikt um Bergkarabach mit Aserbaidschan ein wenig aus dem Fokus geraten. Man hört in letzter Zeit ja nicht mehr viel von Jerewan, nachdem das Land »vor kurzem vom russischen in den amerikanischen Einflussbereich wechselte«, wie Illa Ryvkin bei Compact (Ausgabe 12/2024) schreibt. Und er war da, in Armenien.

 

Vor Ort sieht man besser

In seinem Reisebericht »Beim Tiger von Schuschi« beschreibt Ryvkin nicht nur das von Tuffstein und Schluchten geprägte Landschaftsbild oder die Aromen und Düfte Armeniens, er geht auch auf die geopolitische Realität in und um Jerewan, der Hauptstadt ein. Und das, ohne dabei pro-westliche Propaganda einzustreuen. Im Gegenteil. Er hat sich mit »General Samwel Babayan«, einem ehemaligen Automechaniker und »legendären Feldherrn des ersten Krieges mit Aserbaidschan um Bergkarabach« getroffen, sich mit ihm über neues Konfliktpotenzial in der Region, die Vertreibung der Armenier aus Bergkarabach und die dortige »Republik Arzach«, die im September 2013 nach der Offensive Aserbaidschan kapitulieren musste, unterhalten. In der Villa des Generals.

 

Oder mit Hrant Bagratjan, dem Ministerpräsidenten Armeniens in den Jahren von 1993 bis 1996. Mit Bagratjan spricht Ryvkin über den aktuellen Regierungschef Nikol Paschinjan, den Einfluss US-amerikanischer oder russischer Gelder im Land und über die Auswirkungen westlicher Sanktionen gegen Armenien. Und zwischen den Gesprächen gibt es immer wieder etwas zu Essen. Auch Süßes und Musik. Wäre der Platz für seinen Reisebericht nicht wie bei jedem Printmedium aus Platzgründen beschränkt, Ryvkin hätte bestimmt noch so einiges Interessantes aus Jerewan und der Region zu berichten gehabt.

 

 

SUPPORT MY COURSE