»Bernie« bleibt im Rennen

USA: Der Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten glaubt nach wie vor an seine Chance gegen Hillary Clinton

 

In Vorwahlen entscheiden die Anhänger der beiden großen Parteien in den USA, der Demokraten und der Republikaner, seit Anfang des Jahres darüber, wer als ihr Kandidat bei den eigentlichen Präsidentschaftswahlen im November antreten soll. Am gestrigen Dienstag stimmten darüber die Demokraten in Arizona, Utah und Idaho ab. Bis dahin hatte die frühere Außenministerin Hillary Clinton in den verschiedenen Bundesstaaten 1.139 Delegiertenstimmen für den Ende Juli in Philadelphia stattfindenden Nominierungsparteitag gesammelt. Ihr Konkurrent Bernard »Bernie« Sanders lag mit 825 Stimmen deutlich dahinter. Trotzdem will er den Kampf nicht aufgeben.

 

In Arizona nutzte Sanders einen Wahlkampfauftritt am vergangenen Samstag für scharfe Kritik an der Flüchtlingspolitik des Bundesstaates. Dabei bezeichnete er den Sheriff des Maricopa County, Joseph »Joe« ­Arpaio, wegen seiner harten Haltung gegenüber »illegalen« Einwanderern als »Tyrannen«, der »unzivilisiert« mit Migranten umgehe. Nach einem Besuch der Befestigungsanlagen an der Grenze zu Mexiko kam er dann mit Einwanderern zusammen und ließ sich berichten, wie die Behörden zum Beispiel Eltern abschieben und deren minderjährige Kinder allein in den Vereinigten Staaten zurückbleiben. »Dieses Leid muss ein Ende haben, deshalb bin ich heute hier«, rief Sanders vor rund 3.000 Zuhörern. Eingeleitet hatte seinen Auftritt die zwölf Jahre alte Katherine Figueroa Bueno. Vor drei Jahren musste sie als Neunjährige im Fernsehen mit ansehen, wie ihre Eltern von Sheriff Arpaio an ihrem Arbeitsplatz verhaftet wurden. »Arpaio nahm mir meine Kindheit, weil ich von einer Woche auf die andere erwachsen werden musste«, so das Mädchen, das inzwischen zu einer in den USA bekannten Menschenrechtsaktivistin geworden ist. »Ich möchte, dass alle Ausweisungen gestoppt werden, darum brauchen wir Bernie Sanders«, rief sie. Der antwortete, es sei einfach für Typen wie Arpaio, auf Menschen herumzuhacken, die sich nicht wehren können. »Aber wenn ich zum Präsidenten gewählt werde, dann nimm dich in acht, Joe!«

 

Sanders versprach eine umfassende Einwanderungsreform, die nach ihrer Vorstellung im vergangenen November von der New York Times bereits als »realitätsnah, moderat, geeignet und hoffnungsvoll« geadelt wurde. Durch die Vorschläge von Sanders würden Einwanderer »willkommen geheißen und aufgenommen, nicht kriminalisiert und ausgenutzt«, so die Tageszeitung.

 

Sanders versprach auch in Arizona noch einmal, seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten nicht vorzeitig aufzugeben. Er glaube weiter daran, Hillary Clinton bezwingen zu können. Auch am Sonntag setzte er seine Wahlkampftour deshalb vor Tausenden Anhängern in überfüllten Hallen im Bundesstaat Washington fort, wo die Vorwahlen am 26. März stattfinden.

 

Im Gegensatz zu Clinton, die ihre Kampagne im wesentlichen aus Unternehmerspenden finanziert, setzt Sanders auf die Hilfe der einfachen Menschen. Wie sein Wahlkampfstab mitteilte, konnte er so allein im Februar die Rekordsumme von 43,5 Millionen Dollar einnehmen, die von 1,5 Millionen Unterstützern stammten. 96 Prozent davon seien online gespendet worden, nur 195 Unterstützer hätten das Maximum von 2.700 Dollar gespendet. Seit Beginn seiner Kampagne im April letzten Jahres hat der Kandidat 140 Millionen Dollar eingesammelt, wobei Kleinspenden von weniger als 200 Dollar zwei Drittel der Einzahlungen ausmachen. Die Zahl der einzelnen Spender liegt deshalb bei Sanders doppelt so hoch wie bei Clinton.

 

 

Mein Beitrag erschien bei junge Welt.

 

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