Noch immer versucht der Hohenzollern-Clan, sich auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung unrechtmäßig und unverdient zu bereichern.
In vielen Teilen Europas wurde der Adelsstand im 19. und 20. Jahrhundert abgeschafft. Daran denkt man in Deutschland allerdings noch immer nicht. Begünstigt durch eine nach wie vor erstaunlich devote Haltung seitens vieler Politiker und Presseorgane, setzt der Hohenzollern-Clan seit einigen Jahren unnachgiebig zur maximalen Plünderung an. Das Adelsgeschlecht, das sich speziell mit seinem Exponenten Wilhelm II. nicht gerade mit historischem Ruhm bekleckert hat, will Entschädigung für diverse »Enteignungen«, die nach 1945 stattgefunden haben sollen. Dabei wird unterschlagen, dass das ganze bewegliche und unbewegliche Vermögen des Edel-Geschlechts auf Enteignung beruht — nämlich auf der illegitimen Aneignung der Arbeitserträge von Bauern und Werktätigen. Politik und Gesellschaft sollten dem neofeudalen Gehabe der Blaublüter jetzt eine klare Grenze setzen.
»Als Adam grub und Eva spann, wer war da der Edelmann?« — Niemand, so lautet die glasklare Antwort. Es gab zwar eine Schlange, aber gewiss keinen Edelmann. Jedenfalls nicht im biblischen Schöpfungsbericht mit Adam und Eva und auch sonst nirgendwo in der Natur. Der Edelmann von Gottes Gnaden: eine von Macht und Gier getriebene Erfindung. Eine doppelte Fantasterei der Menschheit, die auch noch in das Tierreich projiziert wird. Sogar den Löwen, ein Raubtier, möchte der Mensch zum König über alle anderen Tiere gekrönt sehen.
Doch während der Löwe weder Kronen noch Schlösser oder sonstige Privilegien benötigt, raubte sein »Artgenosse« (manch Wappen zeugt von gleicher Linie), der aufrecht gehende, europäische Edelmann fein organisiert und samt dem Segen der Kirche, kreuz und quer durch die Jahrhunderte und über alle Kontinente, in »heiliger« Dreieinigkeit aus Mafia, Macht und Vatikan.
Das heißt: Man ließ die Räubereien zur Finanzierung von Hofstaat, Glanz und Gloria von Schlägertrupps durchführen, die mit einer ordentlichen Fahne auf der Brust durch die Länder und über die Meere ziehen durften, nein sollten.
Das Ganze kann man dann als Tyrannei, Despotie oder Willkürherrschaft bezeichnen — mag sie auch hin und wieder mal eine ganz milde gewesen sein. Und dieser bitterernste Firlefanz, der sich wie ein reißender Strom aus Blut durch die Vergangenheit zieht, ist hierzulande noch immer nicht im Museum menschlicher Irr- und Abwege gelandet. Sei’s vorerst drum.
Wenn jeder sein eigener König ist, braucht niemand der König eines anderen sein
Der Spruch mit dem Edelmann stammt übrigens von einem gewissen John Ball, einem rebellierenden Priester, der für soziale Gleichheit aller Menschen eintrat und die Aufhebung der Standesgrenzen forderte. In England erhoben sich im Jahre 1381 Bauern in einer Revolte gegen den Adel und dessen erdrückende Steuern. Mit von der Partie war — besser gesagt, stand an der Spitze der Rebellen — damals auch jener Ball, der dem Protest mit seinem bekannt gewordenen Ausspruch etwas mehr Nachdruck verlieh. Ball wurde noch im selben Jahr auf grausamste Weise — nämlich durch »Hängen, Ausweiden und Vierteln« (dieses Strafmaß bestand formal sogar noch bis ins Jahr 1870) — und im Beisein von Richard II., zu seiner Zeit in der Rolle des Königs, hingerichtet.
Nun wurden die Räuber durch diverse Rebellionen und Revolutionen im Laufe der Zeit hier und da vom Thron verjagt. Doch seit 2014 wird wieder zurückgeschlagen. Allerdings erst noch im Geheimen und von einem Nachkömmling eben jener Verjagten.
Jüngst wurde bekannt: Ein gewisser Georg Friedrich Ferdinand (Prinz von) Preußen setzt als Rädelsführer aus dem Häuschen Hohenzollern — und stellvertretend für die Edelmänner — bereits seit fünf Jahren gegen das Land Brandenburg, gegen Berlin und gegen »den Bund« der ganzen föderalen Bundesrepublik zum späten Nachschlag an.
Zwar haben die heutigen Preußen-Erben — anders als Ball — keine aufständischen Bauern auf ihrer Seite, dafür aber die BILD-Zeitung. Und die kann man bei seinem kleinen aber feinen Aufbegehren durchaus als eine abstrakte Weiterentwicklung der Schleuder, einer historischen Fernwaffe, bezeichnen. Wie könnte es auch anders sein?
Preußen-Bier und großer Reibach
Dieser Erbe und heutige Bierfabrikant G. F. F. Preußen, der übrigens auch im Vorstand des deutsch-amerikanischen Clubs sitzt und unter anderem die Prinzeninsel in Plön sein Eigen nennen darf, fordert doch nun ernsthaft auch noch ein Wohnrecht für seine Familienmitglieder im frisch sanierten Potsdamer Schloss Cecilienhof, nebst Herausgabe unzähliger Kunst- und Sammlungsgegenstände, Archivalien, Memorabilien und weiterer Immobilien. Man wäre alternativ aber auch zufrieden mit einem Wohnrecht am Rande von Sanssouci, etwa im Schloss Lindstedt oder gar in der Villa Leignitz.
Außerdem erwartet man dann doch noch diverse Entschädigungszahlungen für nach 1945 »enteignete« Liegenschaften in Höhe von 1,2 Millionen Euro, zuzüglich aufgelaufener Zinsen, versteht sich. Seine Forderungen sind in Geldwerten schwer zu fassen, geht es doch um mehrere zehntausend Objekte.
Jahrhundertlange Enteignungen durch die Herrschaft(en) der Hohenzollern und ihresgleichen, gegen die schon Ball und die Bauern so früh und doch erfolglos leidenschaftlich rebellierten, werden da in bescheidener Selbstgefälligkeit auf der einen Seite — und womöglich in serviler Restergebenheit auf der anderen Seite — erst gar nicht angedacht, anstatt den jungen Preußen mit seinen rotzfrechen Forderungen in die Schranken zu verweisen. Mit wessen Geld wurden die ganzen Schlösschen und Liebhabereien also errichtet, saniert, entstaubt und bis heute gepflegt? Und wer soll zukünftig für die weitere Pflege aufkommen?
Das Volk hat sich der räuberischen Despotie der Monarchisten doch schon vor hundert Jahren entledigt. »Ihre Entmachtung 1918 und hernach zweimalige Enteignung war rechtens. Bei der ersten, nach dem Volksbegehren 1926, erhielten sie (schlimm genug) Entschädigung für Güter, die sie nie selbst bestellt hatten; bei der zweiten, nach dem zweiten mörderischen Weltkrieg, den sie mittrugen, wurden sie in Ostdeutschland (recht so) entschädigungslos davongejagt, ihre Schlösser zu Kinderheimen, Kliniken, Kunsttempeln«, liest man dazu im Neuen Deutschland.
Schon die Beerdigung des »Alten Fritz« im Jahr 1991 in Sanssouci wäre ein Affront gegenüber Demokraten, die geheimen Verhandlungen mit den Erben eine Attacke auf die Demokratie. Handelt es sich in diesem Fall gar nur um Schmarotzertum, gegen das die Springer-Presse ach so gern nach unten tritt und doch immer wieder begierig munter nach oben dienert?
Wollte der »Königlich Preußische Biermanufacturer« doch angeblich nur, dass seine Familie auch als Institution — als wäre das nicht schon bizarr genug — wahrgenommen wird, so dürften seine mittlerweile öffentlich gewordenen Maximalforderungen zur Plünderung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, der Stiftung preußischer Kulturbesitz und des Deutschen Historischen Museums auch dem konservativsten Fass den Boden ausschlagen.
Und dabei soll die Verwaltung der Hohenzollern ohnehin nicht so ganz auf der Höhe ordentlicher Buchführung sein. So wurde das Gemälde »Einschiffung nach Kythera« vom Clan im Jahre 1983 für 15 Millionen Mark an die damals West-Berliner Museen verkauft, obwohl man das Bild in den Zwanzigern schon einmal an Preußen verkauft haben soll, wie Dokumente nahelegen.
Wenn das Wörtchen »wenn« nicht wär, die BILD, die gäb es nimmer mehr!
Gegen den Aufstand des Bierbrauers, Erben und Rädelsführer macht sich — nachdem der Verhandlungsskandal aufflog — nun Empörung breit. So möchte der Landesverband der Partei Die Linke in Brandenburg mit der Volksinitiative »Keine Geschenke des Volkes an die Erben der Hohenzollern-Dynastie« dem gierigen Gefeilsche durch ein Aufbegehren der Bevölkerung von Brandenburg ein für alle Mal ein Ende setzen lassen.
Doch so viel Basisdemokratie geht der mit einer original WW2-US-Siegerlizenz und einem groben Missverständnis von Journalismus ausgestatteten Bild-Zeitung gegen den Strich. Das Hofblättchen erklärte also in vorauseilendem Gehorsam und gewohnt kurz, knapp, griffig und verbildend, worum es denn beim »Preußen-Poker« so geht:
»Das ist schnell erklärt: Adelige wollen Besitztümer zurück, die vom Adel gebaut und nach dem Ende der Monarchie vom Volk in Besitz genommen wurden.«
Na, so ein böses Völkchen aber auch! Ja klar, von wem sollten sie es auch sonst nehmen? Von den Steinmetzen, Zimmerleuten oder Baumeistern womöglich? Nicht bei der BILD-Zeitung, über die schon die Medienwissenschaftler und Publizisten Hans-Jürgen Arlt und Wolfgang Storz urteilten, dass es sich bei der BILD-Zeitung um kein journalistisches Produkt handelt, denn dafür müsste das Blatt nicht nur journalistisch arbeiten, sondern überhaupt erst einmal den Vorsatz haben, die Leserschaft informieren zu wollen. Der fehlende Wahrheitsanspruch und die mangelnde Übereinstimmung mit der Realität bilden nun mal die Säulen der BILD-Strategie. Und was der eigenen Meinung widerstrebt, wird eben ignoriert.
Ansonsten, so die BILD-Zeitung, gibt es ja »Tausende Familien, nicht nur Adelige, die Vermögen über Generationen halten«. Da brauche man gar nicht — wie der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse von der SPD — einen auf Moral machen: »Woher kommen denn die Reichtümer der Hohenzollern? Von den Untertanen!«, so Thierse, ein Mann aus dem Osten. Da würde man ja gleich wieder in der DDR landen.
Kleine Anmerkung: Selbst der Internationale Währungsfonds (IWF), der sich die neoliberale Ideologie groß auf die Fahnen geschrieben hat, analysierte, dass große Familienunternehmen in Deutschland für die enorme und weiter wachsende Einkommensungleichheit verantwortlich wären, da sich der Reichtum des Landes in den Händen von lediglich recht Wenigen befindet.
Tja, in einer wohlgelenkten, repräsentativen Demokratie bestimmt dann doch am liebsten immer noch die Springer-Presse, was ein Rechtsstaat zu nennen sei. Denn — so die einleuchtend simple Erklärung der BILD-Schreiber zur Verteidigung des Angriffs der Hohenzollern — »Eigentum wird immer irgendwie erschaffen«. Und wer tapfer weiterliest, muss feststellen, dass man bei der BILD den nimmersatten Spross der Hohenzollern-Dynastie und seine Frau noch ungeniert schleimend ein »Konjunktiv-Kaiserpaar« nennt, da dieser »heute Kaiser wäre, wenn 1918 die Monarchie nicht abgeschafft worden wäre«. Und wer war gleich noch der Edelmann, als Adam grub und Eva spann?
Die Hohenzollernerben mit ihrem Fahnenträger G. F. F. Preußen fordern also tatsächlich »Entschädigungen vom Staat, Kunstwerke, ein Wohnrecht im Schloss Cecilienhof« und so weiter und so fort. »Damit ist eine rote Linie überschritten, die Maßlosigkeit der Forderungen des ehemaligen Königshauses und seiner Sachwalter sind inakzeptabel«, so Brandenburgs Linke.
Man wolle erreichen, »dass hier ein für alle Mal ein Zeichen gesetzt wird: Wir lassen uns unsere Museen nicht ausräumen«. Ein Wohnrecht für die Familie der Hohenzollern in einem der Schlösser Brandenburgs, die heute als Volksschlösser allen gehören, sei nicht akzeptabel.
»Wir werden keine Verfälschung der historischen Realität zulassen und bleiben bei der Ablehnung von Entschädigungen aufgrund der unwiderlegbaren Verstrickung der Hohenzollern mit dem Naziregime.«
Mit dem Naziregime also auch noch? Wie schon so einige hoch angesehene Familiendynastien, etwa die Quandts oder ganze Konzerne, sagen wir IBM, gar staatliche Dienste, wie die Organisation Gehlen (Pardon der BND vielleicht?) … Und dafür muss man jetzt was? Buße tun?
Da kommt mir Diogenes von Sinope, der »exzentrische Zivilisationsspötter« und Autoritätsverächter, in den Sinn. Geißelte er doch die Sklaverei, proklamierte Brüderschaft mit allen Lebewesen, erklärte sich zum ersten Weltbürger und wollte doch nicht besser als ein Hund leben. So tauchte vor dem Fass, welches er bewohnte, der mächtige Feldherr Alexander auf. Dieser bot dem berühmten Philosophen an, sich zu wünschen, was immer er wolle. Diogenes‘ Wunsch: Alexander möge ihm doch bitte aus der Sonne gehen.
Immerhin wurde der Adel in vielen europäischen Ländern — besonders in Süd- und Osteuropa und gerade auch in Frankreich — schließlich durch die Aufklärung und Entwicklung hin zu Republiken abgeschafft, durch einst demokratische, anarchistische, sozialistische und (ojemine) gar kommunistische Ideen und Veränderungen, und zwar noch vor der braunen (und weiter östlich roten) Terrorherrschaft.
In Österreich verbot man mit dem sogenannten Adelsaufhebungsgesetz, einem österreichischen Verfassungsgesetz, im Jahr 1919 das Führen von: Adelszeichen, Prädikaten, adeligen Beinamen und Standesbezeichnungen sowie von Wappennamen, Familienwappen, mit einem Adelsvorzug verbundenen und diversen weiteren Titeln oder Würden. Auch in Russland oder China gibt es keinen Adel mehr, und die Italiener wissen schließlich ganz genau:
»Wenn das Spiel zu Ende ist, kommen König und Bauer wieder zurück in die gleiche Schachtel.«
Wie blödsinnig jetzt noch?
Die Existenz, der Herrschaftsanspruch des Adels, der sich ja immerhin und völlig humorfrei als ein edles Geschlecht versteht (ist das Rassismus?), geht übrigens auf die Abstammung, die Erziehung sowie eine dem Ganzen unterstellte »göttliche Absicht« zurück. In einigen Ländern bildet der Adel bis heute eine geschlossene soziale Schicht mit Standesethos und ist überdurchschnittlich häufig in Führungspositionen und hohen Ämtern vertreten. Meist dort, wohin man nicht »demokratisch« gewählt wird, bei den Bilderberg-Konferenzen etwa.
Aber wie meinte der deutsche Aufklärer Georg Christoph Lichtenberg: »Von dem Ruhm der berühmtesten Menschen gehört immer etwas der Blödsinnigkeit der Bewunderer zu.«
Na mal sehen, wie blödsinnig sich einige Damen und Herren zu Berlin, Brandenburg und vom »Bund« bei der Belagerung durch den Hohenzollern-Clan in Zukunft noch anstellen wollen, damit’s nicht heißt: Und wenn sie nicht gestorben sind, verhandeln sie noch heute.
Mein Beitrag erschien bei RT Deutsch und Manova.
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