Commerzbank: Es geht auch andersrum!

Auch die Commerzbank ist nur eine Bank von vielen Banken. Eben systemkonform, verlogen und mit dabei, wenn es etwa darum geht, die Verbrechen des israelischen Regimes zu unterstützen – also kündige ich!

 

Betreff: Kontolöschung

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

hiermit kündige ich meine im Betreff genannten Konten bei der comdirect bank Aktiengesellschaft zum nächstmöglichen Zeitpunkt.

 

Grund für meine Kündigung ist die Politik der Bank. Nicht nur, dass Sie Ihre Kunden abstrafen, wenn sie der Bank Bargeld zur Verfügung stellen – ab der dritten Bareinzahlung im Jahr berechnet die Bank 1,90 Euro pro Einzahlung – und somit eine Politik gegen Bargeld und Kunden betreiben, so empfinde ich es jedenfalls, auch maßt sich die Commerzbank, deren »Direktbank-Tochter« die comdirect ist, an, das Konto von Organisationen und Personen zu kündigen, weil diese der Besatzungspolitik Israels kritisch gegenüberstehen. Dass es sich dabei auch um Personen des jüdischen Glaubens handelt, wie dem Publizisten und Verleger Abraham Melzer, dem ohne Angabe von Gründen gekündigt wurde – die Jerusalem Post (JP) wusste vor Melzer von der Kündigung – scheint für die Bank keine Rolle zu spielen. Und auch mit dem Bankgeheimnis geht man bei der Commerzbank bemerkenswert willkürlich um, anders ist der Informationsvorsprung der JP jedenfalls nicht zu erklären.

 

Mit welchem Recht geht die Commerzbank eigentlich gegen Menschen vor, die die Besatzungspolitik Israels verurteilen? Ist die Bank mittlerweile zu einem Instrument der israelischen Regierung geworden und fällt dieses Vorgehen denn überhaupt in den Aufgabebereich Ihrer Bank oder müsste ich mich zur Beantwortung dieser Fragen besser an die JP oder womöglich gleich an die entsprechenden Minister, etwa an Gilad Erdan, israelischer Minister für öffentliche Sicherheit, wenden? Hat Ihr Haus vielleicht nichts von der Verurteilung der Siedlungspolitik, verbunden mit der Forderung nach einem Stopp israelischer Siedlungsaktivitäten im Westjordanland und Ostjerusalem durch den UN-Sicherheitsrat vom 23. Dezember 2016 erfahren oder würde die Commerzbank nun auch der UNO kündigen?

 

»Ich begrüße und lobe die Entscheidung der Commerzbank und anderer europäischer Banken, die Konten von BDS-Organisationen zu schließen«, klatschte Gilad Erdan Ihrem Haus Beifall. »Das zu tun ist aus rechtlicher, finanzieller und moralischer Perspektive das Richtige«, so der Minister, der harte Urteile und einen Schießbefehl für palästinensische Steinewerfer fordert. Ich wiederhole: für Steinewerfer! Und die Boykottforderungen der BDS-Organisation, um ein Ende der Besatzung zu erlangen, sind, im Gegensatz zu den radikalen Forderungen eines Herrn Erdan und Kollegen, jedenfalls nicht tödlich.

 

Ein Bankinstitut, das für sein Missmanagement vom deutschen Steuerzahler gerettet wurde und nun eine Preispolitik gegen bestimmte Kundengruppen betreibt sowie Konten gewisser Organisationen und Personen aus politischen Gründen kündigt, um damit offen Partei für eine nationalistisch-rassistische Regierung zu ergreifen oder sich von einer solchen instrumentalisieren lässt, erhält zwar meinen vollen Widerspruch aber ganz sicher kein Geld mehr von mir.

 

Es scheint Praxis der Bank zu sein, politische Gruppen zu selektieren. Ich hoffe jedenfalls, dass es die Kunden Ihrem Haus künftig gleich tun, die Geschäftspraktiken der Commerzbank prüfen und Ihre Konten kündigen. Aber womöglich ist es das, was Sie wollen. Womit dann beiden Seiten geholfen wäre.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Flo Osrainik,
Freier Journalist & Autor

 

 

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