Erdoğan: »Bin ich euer Verbündeter oder die Terroristen von Kobanê?«

Nach dem Besuch eines US-Gesandten in Kobanê fordert der türkische Präsident die USA und Europa auf, sich zwischen Kurden oder der Türkei zu entscheiden

 

Auf dem Rückflug einer Südamerikareise machte der türkische Präsident am Freitag vor Reportern seine Bestürzung über den Besuch des US-Gesandten Brett McGurk in der syrischen Stadt Kobanê – die fast völlig zerstörte Stadt wird nach der Vertreibung des IS vom militärischen Flügel der kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD) kontrolliert – gegenüber Reportern deutlich, wie die türkische Zeitung Today’s Zaman gestern berichtet.

 

Erdoğan fordert die USA und die EU auf, die größte kurdische Partei in Syrien und ihre Kämpfer von der Volksverteidigungseinheit (YPG) ebenso als Terrororganisation wie auch die kurdische Arbeiterpartei (PKK) einzustufen. Der türkische Präsident erklärte, dass sich die USA zwischen der PYD oder der Türkei als Partner entscheiden müssen.

 

Die kurdischen Kämpfer der YPG waren bisher ein verlässlicher Partner und erfolgreich im Bodenkampf gegen die sunnitische Terrororganisation Islamischer Staat (IS). McGurk, Sondergesandter von Obama im Kampf gegen den IS, traf sich während seines Aufenthalts – zeitgleich zu den Friedensgesprächen in Genf – mit mehreren Vertretern der PYD und der YPG und sicherte den syrischen Kurden weiterhin US-Unterstützung zu, während Erdoğan darauf hinwies, dass russische, amerikanische und europäische Waffen bei Kämpfern der PKK im Südosten der Türkei entdeckt wurden. Der türkische Präsident fragte in Hinblick auf ein Treffen von McGurk mit dem ehemaligen PKK-Mitglied und YPG-Vertreter Polat Can: »Bin ich euer Verbündeter oder die Terroristen von Kobanê?«

 

Für 400.000 Tote in Syrien machte Erdoğan Moskau und Damaskus verantwortlich und fordert, dass Russland für sein Handeln in Syrien zur Rechenschaft gezogen werden müsse. Moskau ist auf Anfrage von Damaskus in den syrischen Krieg eingetreten. Die Sorge Russlands, dass die Türkei mit Truppen in Syrien intervenieren könnte, tat der türkische Präsident mit einem Lachen ab. Für Ankara handelt es sich dabei lediglich um »russische Propaganda«.

 

Wie die türkische Nachrichtenagentur Andolu Agency (AA) gestern mitteilte, bekräftigte Erdoğan seine Kritik gegenüber westlichen Ländern im Umgang mit der PYD auf der Abschlussrede des »World Tourism Forum« in Istanbul.

 

 

Mein Beitrag erschein bei Telepolis.

 

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