85.000 Polizisten und Soldaten im Einsatz. Geheimdienstexperten aus 100 Ländern arbeiten vor Ort zusammen. Proteste gegen hohe Kosten
Gut einen Monat vor Beginn der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro, den ersten Spielen in Südamerika, sind in Brasilien am 5. Juli bisher noch nie dagewesene Sicherheitsvorkehrungen für das Großereignis in Kraft getreten. Dies berichtet die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina.
85.000 Einsatzkräfte, davon 47.000 Polizisten und 38.000 Soldaten, sollen während der Spiele vom 5. bis 21. August 2016 für Ruhe und einen geregelten Ablauf der 306 Veranstaltungen in 42 Disziplinen sorgen. Erstmalig in der Geschichte der Olympischen Spiele werden »Spezialisten« aus über 100 Ländern in einer Art geheimdienstlichem Informationszentrum zusammenkommen. Unterstützt werden sie von einem hochauflösenden israelischen Satelliten zur Luftraumerkennung und Überwachung aller Spielstätten. Zusätzlich werden drei Drohnen, ausgestattet mit Systemen für Filmaufnahmen in hoher Auflösung und für Nachtaufnahmen, zum Einsatz kommen.
Trotz all dieser Maßnahmen »bleiben die Warnleuchten an«, so Prensa Latina. In Rio de Janeiro sei die Straßenkriminalität in der ersten Hälfte des Jahres 2016 um rund 95 Prozent – von 24.895 auf 48.429 Straftaten – gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres angestiegen. Zudem läuft ein umstrittenes Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Dilma Rousseff und kaum ein Tag vergeht ohne Proteste gegen die in Korruptionsfälle verwickelte De-facto-Regierung von Michel Temer.
Der Bundesstaat Rio de Janeiro ist auch wegen der hohen Kosten für Olympia praktisch pleite. Lehrer und Polizisten streiken, öffentliche Angestellte und Rentner erhalten ihr Geld nur in Raten oder warten seit Monaten auf ihren Lohn, Krankenhäuser können keine Patienten mehr aufnehmen und Schüler besetzen aus Protest Schulen. In der Bevölkerung wächst der Unmut gegen die Spiele, Demonstrationen und Boykottaufrufe häufen sich. Die Regierung Temer hat indes für den Zeitraum der Olympischen Spiele in Rio den finanziellen Notstand erklärt, um einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltungen zu sichern. Dies ermöglicht es der Bundesregierung, Rio eine Finanzspritze zu geben, ohne anderen Bundesstaaten ebenfalls helfen zu müssen. Der Notstand erlaubt Sparmaßnahmen und Umwidmungen.
Neben den zahlreichen Demonstrationen und der insgesamt angespannten Lage im Land gibt es laut Untersekretär Edval Novaes vom Sicherheitsministerium auch Bedenken wegen der Gefahr durch Einzeltäter. Diese seien gegenwärtig eines der weltweit größten Sicherheitsprobleme, da die Taten, wenn überhaupt, nur sehr schwer vorherzusagen sind. Weitere Risiken könnten durch Sicherheitslücken bei der Passkontrolle bestehen, die Terroristen die Ein- und Ausreise erleichtern würden.
Mit den hohen Sicherheitsvorkehrungen möchte die Regierung sicherstellen, dass das Image Brasiliens in der Welt keinen Schaden erleidet und die Spiele »nicht nur mit Freude, sondern auch in Ruhe« stattfinden, so Verteidigungsminister Raul Jungmann.
Mein Beitrag erschien bei amerika21.
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