Münchens Monsantomarsch

Unter dem Motto »Stop Monsanto« finden am 25. Mai 2013 weltweit und auch in München Demonstrationen gegen den dubiosen Genmittelkonzern Monsanto statt. Organisiert wird die Veranstaltung von einer Gruppe Freiwilliger in Zusammenarbeit mit WEEAC.

 

Das Aktionsbündnis wirft dem Agrarriesen »dubiose Machenschaften« und Profit durch »staatliche Subventionen und Vetternwirtschaft« vor. Der Protest richtet sich außerdem gegen die deutschen Gentechnikkonzerne »Bayer, BASF und Syngenta«. Die Organisatoren fordern neben einem Boykott sämtlicher Firmen von Monsanto und deren Abnehmer, auch eine Kennzeichnung und Untersuchung gesundheitlicher Schäden genetisch veränderter Lebensmittel sowie eine breitere Aufklärung über die Geschäftsmethoden des Konzerns einschließlich des »Monsanto Protection Act«.

 

Mehrere wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass der Konsum von Monsantos genetisch veränderten Lebensmitteln zu gesundheitlichen Schäden führen kann. Der Wissenschaftler Prof. Robert Bellé wies im März 2002 in einer Studie – veröffentlicht auf pubmed.gov – nach, dass RoundUp krebserregend ist. Bellé wurde gedrängt die Studie nicht zu veröffentlichen. Der Biochemiker Árpád Pusztai vom Rowett Research Institute führte mit 30 Forschern im Auftrag des britischen Landwirtschaftsministeriums eine Studie an gentechnisch veränderten Kartoffeln durch und erklärte in der bereits 1998 veröffentlichten Studie gentechnisch veränderte Organismen ausdrücklich als »nicht für unbedenklich«. In der Folge gab es eine Kontoverse um Pusztais Forschungsergebnisse. Die Europäische Kommission hat nach einem Bericht des Spiegels aus dem Jahr 2010 fünf Genmais-Sorten – darunter zwei von Monsanto – zum Verzehren, Verfüttern und Verarbeiten in Europa zugelassen.

 

Weltweit kämpfen tausende Kleinbauern gegen den Zwang Saatgut von Monsanto beziehen zu müssen. Der Konzern ist der Kritik ausgesetzt wissenschaftliche Studien zu manipulieren oder schleust Leute in Schlüsselpositionen von Organisationen ein, wie der FDA, die in den USA für die öffentliche Gesundheit zuständig ist, um eigene Interessen durchzusetzen. Die Veranstalter teilen auf Ihrer Internetseite weiter mit, dass der U.S. Kongress und Präsident Barack Obama ein Gesetz verabschiedet haben, wonach sich der Konzern über gerichtlich angeordnete Verkaufsstopps ihres Saatgutes hinwegsetzen kann. In den USA ist die Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel gesetzlich verboten.

 

Der in St. Louis (USA) ansässige Biochemie und Saatguthersteller hat in vielen Ländern einen hohen Einfluss auf die Landwirtschaftspolitik. Der Konzern kontrolliert zahlreiche Patente auf gentechnisch veränderte Pflanzen. Monsanto beherrscht heute 90% des Marktes für Gentech-Saatgut und ist durch zahlreiche Firmenübernahmen in wenigen Jahren zum weltweit größten Saatguthersteller geworden, wie aus der Dokumentation »Agropoly – Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion« der nichtstaatlichen schweizerischen Organisation »Erklärung von Bern« hervorgeht. Dem US-Konzern, der so »düstere Erfindungen wie Agent Orange« entwarf, wird von Kritikern vorgeworfen vor nichts zurückzuschrecken, um die Vorherrschaft auf den weltweiten Feldern vollständig zu erlangen. Wir haben Dominic Titus, einen der Veranstalter von »March Against Monsanto«, getroffen und genauer nachgefragt:

 

Flo Osrainik: Wie geht es mit den Vorbereitungen der Demonstration »Stop Monsanto« am 25. Mai in München voran? Läuft alles nach Plan oder gibt es unerwartete Schwierigkeiten?

 

Dominic Titus: Alles läuft gut! Wir haben bisher alles super hinbekommen. Die Flyer und Plakate kamen leider wegen der Feiertage etwas spät, aber die Aktion ist ja schon recht populär geworden. Auf Facebook haben wir schon über 1500 Zusagen, darauf kann man zwar nicht vertrauen, aber es zeugt doch von einer guten Reichweite. Die Anzahl der aktiven Helfer zeigt, dass den Leuten dieses Thema unter den Fingernägeln brennt und es Zeit wird aktiv zu werden. Danke an ein Spitzen Helfer-Team!

 

Flo Osrainik: Offizieller Veranstalter und Organisator der Münchner Aktion ist eine Gruppe von Freiwilligen der Du angehörst. Wie kam es dazu und warum stehen euch keine Verbände, Verbraucherschützer oder Bauernverbände bei?

 

Dominic Titus: Am 6. April 2013 habe ich die Einladung zum internationalen Facebook-Event der Aktion bekommen. Da habe ich dann den Hinweis gesehen, dass weltweit Organisatoren gesucht werden. Tja, wieso nicht, hab ich mir gedacht. Am Anfang stand ich ganz alleine da, natürlich bekommt man da ein bisschen Panik. Aber nachdem Tarek, den ich von mehreren Münchner Demos wie INDECT, HANFTAG, ACTA kenne, an Bord war und sich dann auch ein kleines Organisations-Team gebildet hat, war ich sehr beruhigt. Es macht riesen Spaß mit engagierten Leuten zusammen zu arbeiten. Das hält mich auch motiviert weiterhin Aktivist zu bleiben.

 

Jeder in der Organisations-Gruppe hatte die Narrenfreiheit bei jeglichen Vereinen, Firmen, Partein anzufragen. Wir haben bei vielen angefragt, leider kommt da einfach zu wenig Feedback, wie es heutzutage wohl leider üblich zu sein scheint. Man ist sich sogar für eine kurze Absage zu schade. Die Bauernverbände haben im Juli schon eine große Demo geplant und sind wohl ausgelastet. Wir haben zwar direkt mehrere Verbände angefragt, da kam aber erst mal kaum ein Feedback. Mittlerweile sind aber einige mit an Bord.

 

Flo Osrainik: Aus der Politik beteiligen sich die ödp, die Linke, die Grünen und die Piraten. Wie sieht es mit den anderen Parteien aus?

 

Dominic Titus: Ansonsten muss ich ganz persönlich sagen, dass die Politik diesen ganzen Lobbyismus und Korporatismus in Europa und Deutschland, weltweit sowieso, mitträgt und nicht unschuldig an den Zuständen ist. Das ist auch ein Grund warum wir unabhängig von Parteien sein wollen. Jeder Mensch ist käuflich, deshalb ist es nur logisch, dass sich die kriminellen Energien erst recht in der Politik sammeln. Dem eigenen Gewissen ist man anscheinend kaum mehr verpflichtet. Ein Beispiel ist die ESM-Abstimmung im Bundestag letztes Jahr. Undemokratischer geht es kaum noch. 80 Prozent der Abgeordneten haben für die illegale Transferunion gestimmt. Die wissen leider meistens gar nicht worüber sie abstimmen und übernehmen ungeprüft Ratschläge ihrer »Think-Tanks« oder buckeln, dank Fraktionszwang und Pöstchenvergabe.

 

Die Menschen haben das Vertrauen in die Politik und Parteien zu Recht verloren, deshalb ist es wichtig Proteste von unten herauf auf die Beine zu stellen. Mein derzeitiger Lieblingsspruch: Politik löst keine Probleme, Politik ist das Problem!

 

Flo Osrainik: Die Aktion findet weltweit statt. Wie seid ihr untereinander vernetzt und gibt es eine Art welt- oder deutschlandweite Koordination?

 

Dominic Titus: Kaum. Wir stehen per Facebook leider genauso ein Monopolist, mit ein paar Organisatoren national, wie international in Kontakt. Ich bin in einer »Local Organisers« Gruppe. Aber außer ab und zu ein netter Chat gibt es da wenig Kontakt. Ich denke jeder ist vor Ort ausgelastet. Man hätte aber sicherlich gemeinsam deutschlandweit nach Sponsoren suchen können. Leider hatten wir zu wenig Zeit für eine effektivere Zusammenarbeit. Es ist aber geplant Statements, Fotos und Videos weltweit zu sammeln. Eine super Sache! So können wir uns weltweit vernetzen, was einfach essentiell für den globalen Wandel in unserer Zeit ist.

 

Flo Osrainik: Ihr bezeichnet Monsantos Machenschaften als dubios, was meint ihr damit in Bezug auf das Geschäftsgebahren des Konzerns in Deutschland bzw. Europa?

 

Dominic Titus: Ich zitiere den »Oberglobalisten« Henry Kissinger: »Wenn man die Kontrolle über die Nahrungsmittel hat, hat man die Kontrolle über das Volk. Hat man die Kontrolle über das Erdöl, so hat man die Kontrolle über die Nationen. Wenn man die Kontrolle über das Geld hat, kontrolliert man die Welt.«

 

Monsanto, aber auch die anderen Konzerne wie BASF, Bayer, KWS oder Syngenta, aber auch die quasi privaten Zentralbanken handeln nach dieser Devise. Die Eugenik ist nach dem 2. Weltkrieg und das Gedankengut der totalen Macht aus vielen Köpfen der Technokraten einfach niemals verschwunden. Das Ziel ist: Totale Bevölkerungskontrolle, sowohl über die Nahrung wie auch über das medizinische Eingreifen oder auch das Geldsystem.

 

Allein der Versuch nicht-keimbares steriles Saatgut zu vermarkten ist schon kriminell. Patente auf Leben halte ich auch für sehr verachtenswert und beispielsweise zur Naturheilkunde gibt es kaum Studien. Warum auch, bringt ja keinen Profit,… Agent Orange das Entlaubungsmittel das im Vietnamkrieg Verwendung fand geht auch auf Monsanto zurück. Auch Süßstoffe wie Aspartam oder Saccharin, die sehr wahrscheinlich nicht ungefährlich sind, wurden uns dank Monsanto beschert.

 

Diese globalen Megakonzerne, wie Nestle, streben das Monopol auf unsere Nahrungsmittelproduktion an und sind sich für nichts zu schade. Es wird bestochen und Lobbyarbeit betrieben.Führungspersönlichkeiten wechseln vom Konzern in die Politik und umgekehrt. Die Liste ist lang und dank EU-Zentralismus muss man nicht allzu viele Bürokraten bestechen!

 

Ein super Vortrag von Jörg Bergstedt, der zu Unrecht verunglimpft wird, ist: »Monsanto auf deutsch«, sehr zu empfehlen.

 

Flo Osrainik: In den USA und anderen Ländern der Welt gibt es Verträge, die Bauern verpflichten gentechnisch verändertes Saatgut von Monsanto zu beziehen. Wie weit ist der US-Agrarriese in der EU schon vorgedrungen?

 

Dominic Titus: Man muss sich nur mal die neueste EU-Saatgutverordnung ansehen. Hier bei uns geht es langsamer, aber die seelenlosen Polit-Marionetten werden ihren Job schon noch zu Ende bringen! Die Arbeit der Lobbyisten ist in Europa so weit vorgedrungen, dass bereits Gesetzesvorlagen für das gleiche Vorgehen wie in den USA bestehen. Sie wurden nur unzureichend gemildert und es besteht die Gefahr, dass die Politiker sich ganz vereinnahmen lassen werden.

 

Flo Osrainik: Die Liste der Kritik an Monsanto ist lang. Was hofft ihr mit den Veranstaltungen zu verändern und wie reagiert die Politik auf eure Forderungen?

 

Dominic Titus: Schaffung von Öffentlichkeit beziehungsweise Gegenöffentlichkeit, Aufklärung und Hinweise auf Alternativen und bessere, für alle gesündere Perspektiven. Bisher reagiert die Politik noch nicht auf unsere Forderungen. Die weltweiten Proteste dienen genau dem Zweck, uns allen Gehör zu verschaffen. Wir sind viele und wir haben keine Lust mehr auf diesen Zwang zur Bevormundung durch die Hintertür!

 

Flo Osrainik: Wie geht Monsanto-Deutschland mit der Aktion um? Hat man versucht mit euch Kontakt aufzunehmen?

 

Dominic Titus: Bis auf eine internationale Reaktion einer Avaaz-Kampagne, haben wir rein gar nichts bemerkt.

 

Flo Osrainik: Mit wie vielen Teilnehmern rechnet ihr am 25. Mai auf dem Stachus?

 

Dominic Titus: Also ich persönlich bin schon glücklich wenn es 300 werden. Es könnte aber auch ein Knaller wie die 2. Acta-Demo im Februar 2012 werden, bei der spontan über 10.000 Leute am Odeonsplatz waren. Naja, 1000 könnten es zu Spitzenzeiten schon werden.

 

Noch ein Aufruf: Schaut vorbei Leute, Demokratie lebt von der Partizipation!

 

 

Mein Beitrag erschien bei Grün & Gloria.

 

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