Die Götter der antiken Griechen wohnten auf dem Olymp – gut versteckt. Gut versteckt liegt dort auch das malerische Dorf Pandeleimonas, das fraglos ein Geheimtipp unter Griechenland-Reisenden ist.
Achtung! Sie ist giftig! Mein Fremdenführer warnt mich vor einer Schlange, die sich zu unseren Füßen auf den Steinen sonnt. Bei den alten Griechen galt die Schlange als Beschützerin der Unterwelt. Hier versperrt sie mir allerdings den Weg nach Pandeleimonas, einem vom Tourismus unberührtes Kleinod. Mein Fremdenführer, der Ortsvorsteher des kleinen Dorfes am Fuße des Olymps, holt einen Stein um die Schlange zu verscheuchen. Mit der Schlage ist nicht zu Spaßen und in die Unterwelt wollen wir eh nicht.
Nur wenige Touristen verirren sich in das Dorf mit den kleinen schiefen Steinhäusern und den schrägen Gassen. Pandeleimonas liegt nahe der Küste im Süden Makedoniens. Der Ortsvorsteher führt mich eine mit Blumen umrankte Gasse hinauf, an deren Ende ein großer Hund vor einem kleinen Laden im Weg liegt und ein Nickerchen macht. Die niedrigen Häuschen sind mit schiefen Fensterläden, Rundbögen, und begrünten Balkonen geschmückt. Kleine Tavernen wechseln sich mit kaum größeren Läden ab. Gemütlich und ruhig geht es zu. Die Häuser, die verwinkelten Gassen und der Berg scheinen miteinander verwachsen zu sein, so als wäre der ganze Ort aus dem Fels herausgeschlagen worden, aus einem einzigen Stein gebaut.
Pandeleimonas erinnert an ein Piratennest und es liegt mindestens genauso gut versteckt mit weitem Blick über Küste und Tal. Einige der alten Steinhäuschen sind so stark mit Pflanzen bewachsen, dass sie mehr grün als steingrau sind. Wir biegen um eine Ecke und plötzlich öffnet sich der Dorfplatz vor uns: zahlreiche Tische mit karierten Tischdecken und Stühlen. An der Farbe der Tischdecken erkennt man, zu welcher der Tavernen sie gehören. Ein paar Kellner stehen herum, rauchen und unterhalten sich und suchen unter dem Dach aus Lauben und Reben, das den ganzen Platz überspannt, Schutz vor der Nachmittagssonne. Noch sind sie müßig, richtig belebt wird es hier erst, wenn die Sonne untergegangen und die Hitze des Tages der lauen Nacht gewichen ist.
Wir gehen weiter, um die Kirche mit der griechischen Fahne herum, vorbei an einem kleinen Laden mit aufgereihten Marmeladengläsern, Tongefäßen und flimmernden Lampen an der Tür. Der Weg führt uns abwärts, vorbei an einer Ruine zu einer gemütlichen Taverne am Ortsrand. Hier bleiben wir und suchen uns einen Platz. Am Nachbartisch spielen Kinder. Wir sitzen im Schatten und genießen den Blick über das Meer zu Füßen des Olymps. Der Wirt schlägt die weiße Tischdecke auf und serviert uns gebackenen Feta, Pilze in Olivenöl, einen griechischen Bauernsalat, Suvlaki und frisches Brot. Dazu gibt es ein Glas kühlen Retsina, ein weißer, herber Landwein aus geharzten Fässern.
Die wenigen Wolken färben sich rosa, die Sonne versinkt langsam im Meer. Wir kommen auf dem Rückweg erneut am Dorfplatz vorbei. Die Tavernen auf dem Platz sind jetzt voller Menschen und in die Gassen ist Leben eingekehrt. Es ist, als hätte die Hitze die Menschen in ihren Häusern gefangen gehalten und jetzt kommen sie ins Freie um ihre Erlösung zu feiern. Alle grüßen den Ortsvorsteher und als sein Schützling gehöre ich heute ein bisschen zur Dorfgemeinschaft dazu. Ich kann mich dem nicht entziehen und bleibe. Ob die Schlange noch auf dem Weg liegt und das Dorf bewacht weiß ich nicht.
Mein Beitrag erschien bei Mortimer.
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